Der Wert der Wahrheit, ein Zitat von Carmen Splitt

Der Wert der Wahrheit

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„Warum ist so vielen Menschen die Wahrheit so wenig wert?“ Diese Frage habe ich mir nicht nur in den letzten Jahren sehr oft gestellt.
Ich stelle sie mir seit meiner Kindheit. Denn der Wert der Wahrheit wurde schon damals verneint.
Doch warum ist die Wahrheit für Menschen kein Wert mehr an sich? Und warum ordnen sie die Wahrheit anderen Dingen unter?

Der Wert der Wahrheit, ein Zitat von Carmen Splitt

Die Antwort lautet meiner Meinung nach:

Weil immer mehr Menschen zu faul und zu feige sind,
sich mit der Wahrheit auseinanderzusetzen
und sich für sie einzusetzen.


Es ist ja auch bequemer, die Wahrheit zu ignorieren.
Oder sich dahinter zu verstecken, „das die Wahrheit für sich selbst spricht“.

Die Wahrheit kann nämlich ziemlich lästig sein.
Besonders wenn sie mit Verantwortung im Gepäck daherkommt.
Vor allem, wenn die Erkenntnis dazu gehört, dass die Wahrheit uns zum Handeln verpflichtet.

Ach wie unbequem ist das alles doch.

Da ist es doch viel bequemer,
es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen.

Oder? Oder?

Nein! Nein! Nein!

Es mag kurzfristig bequemer sein,
es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen.
Doch langfristig wird es umso unbequemer.
Für jeden von uns. Für uns alle gemeinsam.
Sehr viel unbequemer sogar!

Denn wenn wir die Wahrheit nicht mehr achten,
dann zerstören wir die Grundlage der menschlichen Zivilisation.

Denn wenn uns die Wahrheit gleichgültig ist,
dann wischen wir den kleinsten gemeinsamen Nenner vom Tisch.

Dann gibt es auch keine Möglichkeit mehr, vernünftig miteinander zu kommunizieren.
Denn dann verweigern wir uns, eine objektive gemeinsame Kommunikationsebene zu nutzen.

Das einzige was wir dann noch tun, ist Meinungen einander gegenüberzustellen.
Unser Ziel ist es dann auch nur noch die eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
Auf Teufel komm raus. Egal, wer oder was dabei auf der Strecke bleibt.

Damit schaffen wir keinen Mehrwert.
Weder für uns selbst noch für andere!

Welcher klar denkende Mensch
würde daher je den Wert der Wahrheit in Zweifel ziehen?

Gar keiner! Niemand die/ der sich bewusst gemacht hat, wie wertvoll die Wahrheit ist, kann sie danach noch mit Füßen treten.

Es sei denn, sie/ er hat keinen Bezug zur Vergangenheit, will nicht aus dieser lernen.
Es sei denn, sie/ er hat auch kein Interesse an einer positiven Gestaltung der Zukunft.

Es sei denn sie/ er interessiert sich ausschließlich dafür, dass sie/ er selbst im jeweiligen Moment „gut dasteht“. Egal auf wessen Kosten.
Auch auf Kosten der Wahrheit und damit auf Kosten des Vertrauens der Menschen auf die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner.

Doch was ist Wahrheit?

Jetzt sind wir beim schwierigen Teil.

Generationen von Philosophen, Theologen, Wissenschaftlern und anderen Suchenden haben bereits versucht
eine Antwort auf diese Frage zu geben. Ich selbst definiere Wahrheit wie folgt:

  • Eine physikalisch begreifbare Wahrheit ist eine allgemein gültige Wahrheit in Form einer messbaren Wahrheit. Eine Wahrheit in messbarer Hinsicht ist eine Tatsache, die allgemein anerkannt und durch Dritte objektiv überprüfbar ist und dessen Existenz nicht in mindestens gleichem Umfang durch Belege widerlegt wurde, welche ebenfalls durch Dritte objektiv überprüfbar wären. Es ist die Aufgabe jedes Menschen, insbesondere jedoch die Aufgabe von Wissenschaftler*innen und Journalist*innen, messbare Wahrheiten in Frage zu stellen und zu prüfen, ob sie weiterhin Bestand haben.
  • Eine geistige Wahrheit ist eine Wahrheit in religiöser oder philosophischer Hinsicht, die nicht physisch messbar ist, sondern deren Maßstab die Ethik und die Moral sind. Eine Wahrheit in religiöser oder philosophischer Hinsicht ist eine tiefe, sehr persönliche Empfindung, die durch Dritte allgemein anerkannt sein kann, aber nicht allgemein anerkannt sein muss, um als persönliche Wahrheit empfunden zu werden. Die religiöse beziehungsweise philosophische Form der Wahrheit ist daher umso zwingender darauf angewiesen, von derjenigen Person regelmäßig eigenständig in Frage gestellt und geprüft zu werden, die die jeweilige geistige Wahrheit empfindet.
  • Wenn eine messbare Wahrheit in Konflikt mit einer religiösen/ philosophischen Wahrheit steht, dann wird vom Individuum entschieden, was nach persönlicher Präferenz priorisiert wird. Dies birgt für eine Gesellschaft sowohl das Potenzial großer Toleranz, als auch die Gefahr großer Intoleranz. Es ist daher die Aufgabe des Staates die physikalisch begreifbaren – und somit von jedem objektiv nachvollziehbaren – Wahrheiten zu schützen. Und geistige Wahrheiten nur dann zu akzeptieren, so lange diese keine allgemein gültigen messbaren Wahrheiten ignorieren oder gar bekämpfen.
  • Die Wahrheit, ob nun physikalisch begreifbare oder geistige Wahrheit, wird oft mit etwas anderem verwechselt. So wird der Begriff Wahrheit fälschlicherweise als Synonym für die Interpretation von Fakten verwendet. Oder sogar als Synonym für den Begriff Meinung, also die persönliche Positionierung zur Interpretation von Fakten.

Damit sind wir bei den drei größten Missverständnissen hinsichtlich der Wahrheit

Die Ansicht, dass eine Wahrheit nicht zu hinterfragen/ nicht zu überprüfen sein dürfe, ist das erste Missverständnis.
Und es ist das fundamentalste.

  • Eine Wahrheit darf nicht nur, sondern muss hinterfragt werden. Nur so kann die Wahrheit sich als solche erweisen. Es wird immer Menschen geben, die eine Wahrheit immer mal wieder anzweifeln. Und das ist auch gut so. Da eine Wahrheit einer objektiven Prüfung standhält, sind es ja gerade Zweifel und Prüfungen, die es uns ermöglichen, eine Wahrheit als solche anzuerkennen und zu bestätigen. Denn auch durch die Zweifel anderer werden wir dazu veranlasst, uns Tatsachen und Belege ins Bewusstsein zu rufen, uns erneut mit einer Wahrheit zu beschäftigen und sie entweder zu widerlegen oder zu bestätigen. Wir machen uns Wahrheiten wieder bewusst und positionieren uns zu ihnen. Wir messen der Wahrheit einen Wert zu. Und sind bereit, sie gegen Angriffe zu verteidigen. Hierzu zwei Beispiele:
    • Ist die Erde wirklich keine Scheibe?
      Objektiv überprüfbar Belege beweisen uns, dass sie das nicht ist. So ist noch kein Seefahrer vom „Rand der Erde“ ins Weltall geplumpst. Physikalische Berechnungen, aber auch Liveübertragungen aus der ISS belegen uns ebenfalls, dass die Vorstellung einer Scheiben-Erde falsch ist. Wir bestätigen daher: Die Erde ist ein Gebilde das am ehesten einer Kugel ähnelt.
    • Herrscht wirklich Meinungsfreiheit in Deutschland?
      Sobald wir die Zeitung aufschlagen, den Fernseher oder das Radio einschalten, uns im Internet bewegen oder in der nicht-digitalen Welt mit anderen Menschen Kontakt haben, werden wir mit einer enormen Vielfalt an Informationen, Interpretationen und Meinungen zu Interpretationen konfrontiert. Auch an Kritik am Staat und an Politiker*innen wird nicht gespart. Dennoch leben wir nicht in der ständigen Angst des Nachts abgeholt und ohne Gerichtsverhandlung ins Gefängnis verfrachtet zu werden. Niemand muss Angst haben, dass sie/ er spurlos verschwindet. Oder befürchten, dass Familienangehörige gefoltert werden. Im Gegenteil. So lange Meinungsäußerungen sich innerhalb des Rahmens unseres Grundgesetzes befinden, schützt unser Staat die freie Meinungsäußerung. So dumm, irrsinnig oder widerwärtig die entsprechenden Meinungen auch sein mögen. Wir erkennen also: Eine Vielzahl an objektiv überprüfbar Belegen bringt uns zu dem Schluss, dass in Deutschland Meinungsfreiheit herrscht. Und dass dies vorwiegend von jenen in Frage gestellt wird, die in Wahrheit die Meinungsfreiheit und Pressefreiheit eingeschränkt sehen möchten und durch Zustimmung zu ihrer Parteiideologie ersetzt sehen wollen.

Dass Meinungen durch vehemente Wiederholungen zur Wahrheit werden, ist das zweite Missverständnis.
Und es ist das hartnäckigste.

  • Eine Meinung ist und bleibt das, was sie ist, nämlich eine individuelle Positionierung zu einer Person oder einem Sachverhalt. Eine Meinung fasst möglicherweise die Wahrheit in Worte, aber eben nicht zwangsläufig. Ebenso kann eine Meinung einen Irrtum oder eine Lüge in Worte fassen.
    • Wenn jemand davon überzeugt ist, dass Verkehrszeichen für sie/ ihn lediglich eine unverbindliche Empfehlung des Staates sei oder ohne Führerschein ein Kraftfahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr führen zu dürfen, dann hat diese Person zwar ein Recht auf ihre Meinung und auch das Recht, diese zu äußern. Aber sie/ er darf nicht erwarten, dass ihre/ seine Meinung als der Wahrheit entsprechend bestätigt wird.
    • Trump kann noch so oft behaupten, er würde andere Personen als Menschen achten. Es ändert nichts daran, dass er rassistisch und sexistisch spricht und handelt. Und auch nichts daran, dass er lügt wie gedruckt. Eine größere Geringschätzung kann man seinen Mitmenschen vielmehr kaum entgegenbringen.
    • Mitglieder der AFD mögen noch so oft versuchen sich als Opfer unverschuldeter Widrigkeiten darzustellen. Sie sind es nicht. Mitglieder und Unterstützer*innen der AFD können auch noch so oft aus falschen Statistiken zitieren oder Relationen außer Acht lassen, dadurch ändern sie nicht die Tatsachen. Sie können auch noch so oft versuchen zu vermitteln, dass Hass auf von ihnen definierte Menschengruppen gerechtfertigt sei. Hass löst weiterhin kein einziges Problem und bleibt schlicht schwachsinnig.

Dass das Verschweigen von Wahrheiten oder die Verwendung von Halbwahrheiten oder der Einsatz von Lügen – unter welchen Umständen auch immer – etwas Gutes hervorbringen könnte, ist das dritte Missverständnis.
Und es ist das fatalste.

Es gibt die weit verbreitete Ansicht, dass es sowohl schlimme Lügen als auch weniger schlimme Lügen gebe.
Meiner Meinung nach ist das folgendes: Vollkommener Schmarrn!
Denn jeder Mensch – egal wie Jung oder Alt, wie hochintelligent oder geistig eingeschränkt er oder sie auch sei – hat ein Recht auf die Wahrheit!

Wahrheit schafft Vertrauen. Das fehlen von Wahrheit zerstört Vertrauen. Nicht nur auf eine spezifische Situation begrenzt oder auf einen bestimmten Moment.
Nein, sondern für lange Zeit, im schlimmsten Fall sogar dauerhaft!

Oft wird die Toleranz in Sachen („weniger schlimme“) Lügen damit begründet, dass es darum gehe, andere Menschen vor Schmerzen zu schützen, eine „heile Welt“ zu erhalten. Oft wird dies im Zusammenhang mit Kindern, mit älteren Menschen und mit Kranken geäußert.

Jede*r sollte sich selbst sehr kritisch fragen, ob es ihm/ ihr darum geht, anderen den Schmerz zu ersparen oder nicht viel eher darum, sich selbst zu ersparen mit dem Schmerz der anderen konfrontiert zu werden. Und als zweites, ob es wirklich eine gute Idee ist, dem Schmerz aus dem Weg gehen zu wollen.

Ich für meinen Teil halte Wahrheit für wertvoller als Schmerzfreiheit.
Der Wert der Wahrheit ist für mich ein so hoher Wert, dass er Bequemlichkeit und „heile Welt-Sehnsucht“ bei weitem schlägt.

Der Wert der Wahrheit kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.

Wann immer ich mit einer Lüge konfrontiert werde bin ich entsetzt.
Denn eine Lüge ist schlimmer, als ein Mord!

– Carmen Splitt, 05.01.2020

Bei einem Mord gibt es einmalig ein sofortiges direktes Opfer. Und es gibt einen überschaubaren Kreis indirekter Opfer (Familie, Freunde, Bekannte, Arbeitsumfeld, Ersthelfer und so weiter), die durch den Mord leiden.

Bei einer Lüge sind die Folgen weder zeitlich, noch räumlich, noch auf eine bestimmte Anzahl von Opfern beschränkt. Lügen werden von Mensch zu Mensch, von Gruppe zu Gruppe, von Gesellschaft zu Gesellschaft, von Generation zu Generation zu Generation weitergereicht.

Und es gibt, im Gegensatz zum Mord, nicht nur ein direktes Opfer. Zu den direkten Opfern zählen:

  • die zuerst belogene Person
  • die Person oder der Sachverhalt über den die Lüge verbreitet wird
  • die Personen, die die Lüge in der Annahme weitergeben, es sei die Wahrheit
  • die Personen, die die Lüge als solche erkennen, ihr widersprechen und daraufhin als die vermeintlich „wahren Lügner*innen“ bezichtigt werden
  • die Wahrheit an sich

Die Wahrheit bleibt auf der Strecke. Fakten bekommen den Stellenwert von Meinungen und werden zur Beliebigkeit degradiert.

Deshalb sage ich erneut: Die Wahrheit ist ein Wert an sich, der unter allen Umständen geschützt werden muss. Auch wenn es noch so unbequem sein mag. Und ich sage, wir alle müssen für sie eintreten!


Es stimmt, die Wahrheit spricht für sich selbst.
Aber es ist unser aller Pflicht und Schuldigkeit dafür zu sorgen,
dass sie gefälligst auch Gehör findet!

– Carmen Splitt, 05.01.2020

Ich habe noch eine Bitte:
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Ich freue mich darüber!


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