Der Ruf „Frieden schaffen ohne Waffen“ erschallt.
Er will als zutiefst christlich verstanden werden.
Tja. Das ist er nur nicht.
Jedenfalls nicht in dieser hohlen Form!
Ja, für Jesus von Nazareth war Friedfertigkeit ein hohes Ideal.
Er hat auch denen die ihm zuhörten immer wieder dazu geraten, diesen Weg zu gehen.
Aber er hat nie – wirklich kein einziges Mal – unbeteiligt daneben gestanden,
wenn Gewalt gegen Dritte ausgeübt wurde, egal wie geringfügig oder stark die Gewalt war.
Er hat sich immer persönlich für diejenigen eingesetzt, die angegangen wurden.
Sei es für die Kinder, die davon abgehalten werden sollten zu ihm zu kommen.
Sei es für die Ehebrecherin die gesteinigt werden sollte.
Sei es für den Knecht der Hohenpriester, der bei der Verhaftung Jesu verletzt wurde.
Er trat für jeden der Gewalt erlitt persönlich ein.
Ohne Rücksicht darauf, welche Unannehmlichkeiten sein jeweiliges Eingreifen
für ihn selbst mit sich bringen würde.
Ja, Jesus von Nazareth hat für sich persönlich entschieden,
sich nicht gegen die ihn gerichtete Gewalt zu verteidigen.
Sei es nun Ausgrenzung, Verleumdung, Hohn oder körperlicher Angriff.
Er hat sich am Ende seines menschlichen Lebens
sogar ohne Gegenwehr verhaften, verurteilen, auspeitschen und kreuzigen lassen.
Er ist ohne Gegenwehr einen elendigen Tod gestorben.
Doch das eben ist der Knackpunkt.
Er hat sich dafür entschieden diesen Weg selbst zu gehen.
Er hat nicht zugesehen, während andere diesen für ihn gingen.
Er hat auch niemanden dazu aufgefordert, diesen Weg statt seiner zu gehen.
Er ist voran gegangen. Hat selbst ein Beispiel gegeben.
Hat sein eigenes Leben und seinen eigenen Tod dafür eingesetzt.
Und er hat denjenigen die ihm auf diesem Weg folgen wollen vorausgesagt,
dass auch sie mit Folter und Tod durch andere Menschen rechnen müssen
und zugleich, dass er dann bei ihnen sein wird und sie nicht alleine lässt.
Gleichzeitig hat Jesus von Nazareth niemals jemanden verurteilt,
die/der diesen Weg nicht ebenso wie er selbst gehen kann.
Er hat die Menschen immer in ihrer ganzen Menschlichkeit gesehen.
Perfektion war nicht seine Erwartungshaltung an andere, nur an sich selbst.
Jesus von Nazareth hat auch nie einen Soldaten für seinen Beruf verurteilt.
Während seines ganzen überlieferten Lebens – kein einziges Mal!
Selbst nicht als er von Soldaten ans Kreuz genagelt wurde.
Er hat Soldaten als Menschen unter Menschen verstanden.
Der Wunsch nach Frieden ist legitim.
– Carmen Splitt, 08.05.2022
Pazifismus beruht jedoch auf aktivem Handeln und aktivem Nicht-Handeln.
Nicht auf bequemen Zwischenrufen aus der Ferne.
Was darum für den Ruf „Frieden schaffen ohne Waffen“ folgerichtig ist
Der Wunsch nach Frieden ist legitim. Der Wunsch nach Freiheit von (Waffen)Gewalt ist legitim.
Diese Wünsche zu äußern ist legitim.
Auf eine Angreiferin / einen Angreifer in diesem Sinne einzuwirken ist legitim.
Für sich selbst auf Waffen zu verzichten ist legitim.
Auf die Verteidigung des eigenen Lebens zu verzichten ist legitim.
All dies steht im Zeichen des Pazifismus.
Es steht im Zeichen des Christentums.
Ja, es ist in letzter Konsequenz ein Ausdruck der übergeordneten Vernunft.
Jedoch:
Einen anderen Menschen
dazu aufzufordern
sich nicht zu verteidigen,
O H N E
für diesen Menschen
mit dem eigenen Leben
und dem eigenen Tod
einzustehen
ist hingegen NICHT legitim.
Pazifismus ist ungleich Passivität!
– Carmen Splitt, 08.05.2022
So etwas zu fordern hat auch nichts mit Pazifismus zu tun.
Denn beim Pazifismus geht es darum,
sich für einen dauerhaften und umfassenden Frieden einzusetzen.
Pazifismus ist ungleich Passivität!
Frieden fällt der Welt nicht einfach so in den Schoß.
Nur durch den Einsatz für ihn kann Frieden auf unserer Welt geschaffen werden.
Pazifismus beruht somit auf aktivem Handeln und aktivem Nicht-Handeln.
Nicht auf bequemen Zwischenrufen aus der Ferne.
Mit übergeordneter Vernunft hat dies ebenfalls nichts zu tun.
Denn es zeugt nicht gerade von Intelligenz davon auszugehen,
dass ein*e Angreifer*in ihre/seine Angriffe einfach so beendet,
ohne durch Druck dazu veranlasst zu werden.
Ein solcher Druck kann durch Sanktionen, Isolation, Gegenwehr mit (Waffen)Gewalt
und/oder in Form von moralischer Betroffenheit aufgebaut werden.
Letzteres, also selbst gespürter moralischer Druck, kann allerdings nur dann entstehen,
falls ein*e Angreifer*in Scham für das eigene Tun empfindet.
Und erst, wenn sie/er zusätzlich die Stärke besitzt, das eigene Handeln zu hinterfragen,
ein Unrecht auf der eigenen Seite erkennt
und im Anschluss den Angriff aufgrund eines Sinneswandels zu beenden
– ja, nur dann kann ein ausschließlich moralischer Ansatz zum Frieden führen.
Einen anderen Menschen dazu aufzufordern sich nicht zu verteidigen,
ohne für diesen Menschen mit dem eigenen Leben und dem eigenen Tod einzustehen
ist auch nicht christlich.
Christ*in zu sein bedeutet stets, die Verantwortung
für das eigene Handeln oder Nicht-Handeln zu übernehmen!
Es reicht nicht „Frieden schaffen ohne Waffen“ zu fordern
und selbst außer Worten nichts dazu beitragen zu wollen.
Wer diese Forderung aufstellt ist meiner Ansicht nach
nur dann glaubwürdig,
wenn sie/er sich dann konsequenterweise entsprechend auch
unbewaffnet zwischen
die/den Angreifenden und die/den Angegriffenen hinstellt.
Mein Blick auf Pazifist*innen
– Carmen Splitt, 08.05.2022
Menschen die sich selbst als Pazifist*innen bezeichnen,
haben nur dann meinen Respekt, wenn sie in der Tradition
eines Jesus von Nazareth oder eines Mahatma Gandhi voran gehen
und ihre eigene Gesundheit und ihr eigenes Leben geben,
anstatt Gewalt mit Gewalt zu beantworten.
Von vermeintlichen Pazifist*innen, die erwarten,
dass andere dies stellvertretend für sie tun,
halte ich hingegen wenig.
Frieden schaffen ohne Waffen ist ein erstrebenswertes Ideal, Freiwillige vor!
Ich habe so meine Zweifel, dass es bei allen, die „Frieden schaffen ohne Waffen“ fordern primär um den Frieden an sich geht.
Mein Eindruck ist, dass es um die eigene Angst geht.
Nicht schon dann,
wenn diejenigen, die „Frieden schaffen ohne Waffen“ fordern
dazu bereit zu sein bekunden,
mit ihren eigenen schutzlosen Körpern
einen lebendigen Schutzwall für den/die Angegriffenen zu bilden,
halte ich die selbsternannten Pazifist*innen daher für aufrichtig.
Nein, erst wenn sie dieser Bereitschaft auch Taten folgen lassen,
erst wenn sie sich unbewaffnet vor die Angegriffenen stellen
und ohne Gegenwehr
ihrerseits Verletzungen und Tod erdulden,
ja, erst dann halte ich diejenigen, die „Frieden schaffen ohne Waffen“ rufen, für aufrichtig.
Bis dahin stufe ich diese Forderung als verlogen ein.
Als billige Rhetorik jener,
welche nicht selbst bereit sind die Konsequenzen zu tragen,
die diese Forderung für die Angegriffenen mit sich bringt.
Wer angegriffen wird, darf sich verteidigen. Selbstverständlich auch mit Waffen.
– Carmen Splitt, 08.05.2022
Nur wer die/den Angegriffenen mit dem eigenen Körper als Schutzschild deckt,
darf fordern, dass Frieden ohne Waffen zu schaffen sei!
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Vielen Dank im Voraus! Ich freue mich darüber!
– Carmen Splitt aka #CSKreuzspinnerin