Werte definieren und vermitteln Beitragsbild Symbolbild

Werte definieren und vermitteln

Wir alle tun es. Jeden Tag. Wir bewerten. Und wir geben anderen – mal mehr mal weniger deutlich – kund und zu wissen, was wir bewerten und wie unsere Bewertung ausfällt. Jeden Tag. Vom Essen über Kleidung und Einrichtungsgegenständen zu unserem Blick auf unsere Mitmenschen bis hin zu unseren Positionen zu den verschiedensten Lebenseinstellungen, politischen Standpunkten, Philosophien und Religionen. Oder dem (vermeintlichen?) Fehlen derselbigen. Meistens geht es uns darum, etwas außerhalb von uns selbst zu definieren und zu bewerten. Seltener wenden wir beide Gewohnheiten leider auf uns selbst und unser eigenes Tun an. Doch fest steht:
Wir tun es jeden Tag. Jede*r von uns – Werte definieren und vermitteln.

Was dabei jedoch viel zu häufig zu kurz kommt, ist die Erläuterung, wie wir denn überhaupt zu den entsprechenden Werten gekommen sind. Und dadurch ignorieren wir dann eine große Chance. Nämlich die große Chance, unserem Gegenüber eine Brücke zu bauen. Eine Brücke zum besseren gegenseitigen Verständnis. Diese Brücke kann übrigens von beiden Seiten aus gebaut werden. Denn wenn wir nicht erläutern, wie wir zu unseren Werten kommen, dann nehmen wir unserem Gegenüber dadurch auch die Möglichkeit, von sich aus zu uns eine Brücke bauen zu können, zum Beispiel durch Fragen oder Anmerkungen.

Wenn wir nicht erläutern, wie wir zu unseren Werten gekommen sind, dann ignorieren wir auf diese Weise noch etwas anderes. Nämlich die Möglichkeit, etwas durch die Reaktionen unseres Gegenübers dazuzulernen. Über die Gedankengänge, Erlebnisse, Erkenntnisse und Gefühlswelt unseres Gegenübers. Und über unsere eigenen!

Schön doof, solche guten Chancen und Möglichkeiten sausen zu lassen.

Also, sehen wir uns doch einfach gemeinsam an, worauf es beim Werte definieren und vermitteln ankommt …



„So viele Möglichkeiten. So viel zu bewerten. So viel zu vermitteln.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Inhaltsverzeichnis

  1. Was Du Dir besser vorher bewusst machst
    • Evolution
    • Widersprüche
  2. Die 32 größten Fehler rund um das Thema Werte
    • Fehler rund um Deine eigenen Werte
    • Fehler rund um Werte in Bezug auf / bei andere(n) Menschen
  3. Werte definieren und vermitteln – Langzeitwirkung
    • Wenn Deine Werte nicht definiert sind
    • Sind Deine Werte definiert, dann …
    • Werte definieren und vermitteln in der Kindheit
      • Für andere einstehen
      • Respekt ist keine Einbahnstraße, Teil 1 und 2
      • Ausdauer – ein kostbarer Wert und oft unterschätzt
    • Die negative Seite, wenn Du Werte definierst und vermittelst
  4. Wie Du nun vorgehen kannst
    • Werte definieren – Herangehensweise
    • Wege, um Werte zu vermitteln
      • Grundsätzliches zu den Wegen, um Werte zu vermitteln
      • Methoden der Kommunikation, um Werte zu vermitteln
  5. Angebote und weitere Beiträge zum Thema Werte definieren und vermitteln



„Und eine Entscheidung zu treffen, was ist das wohl?
Es ist eine Bewertung.
Und damit eine Definition und Vermittlung von Werten!“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Was Du Dir besser vorher bewusst machst

Evolution – vom minimal informierten Bauchgefühl
zur gut informierten, wohlüberlegten Definition

Die meisten Menschen zeichnen sich dadurch aus, viele Entscheidungen möglichst lange hinauszuzögern. Und eine Entscheidung ist nichts anderes, als Werte zu definieren und zu vermitteln. Aus Sicht der Evolution hat das in früheren Zeiten durchaus Sinn gemacht.
Damals, als wir noch von Tag zu Tag von dem lebten, was wir an Essbarem sammeln oder erjagen konnten. Und jede Fehlentscheidung unmittelbare schwerste Verletzungen oder sogar den Tod bedeuten konnte. Für uns selbst oder andere Mitglieder unserer Gruppe. Damals, als die Menge der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten noch sehr überschaubar war. So wie die dazu bereitstehenden Informationen überschaubar waren und vorwiegend auf den begrenzten eigenen Erfahrungen beruhten. Und denen der eigenen Gruppe, in die wir geboren wurden oder uns angeschlossen hatten, kurz, mit der wir unterwegs waren. Es erhöhte die Überlebensrate unserer Art, wenn die Mehrheit der Individuen die zur Verfügung stehenden Optionen gründlich gegeneinander abwog. Selbst dann, wenn sich die Entscheidungsfindung unendlich hinzog. Denn keine Entscheidung zu treffen konnten wir uns – im Sinne des Überlebens – eher leisten, als eine Fehlentscheidung zu treffen.

Und eine Entscheidung zu treffen, was ist das wohl? Es ist eine Bewertung. Und damit eine Definition und Vermittlung von Werten!
Ein Beispiel:

  1. Situation:
    • Der Winter hat begonnen. Wir stehen an einem zugefrorenen See. Das Eis ist noch recht dünn. Am entgegengesetztem Ufer befinden sich sichere Höhlen. Ein Gruppenmitglied ist erkrankt. Je schneller wir in den Höhlen sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die/der Erkrankte wieder gesund wird.
  2. Fragestellung:
    • Gehen wir über den See oder gehen wir drumherum?
  3. Werte definieren, die Beachtung der Fakten:
    • Wie schwer und weit fortgeschritten ist die Erkrankung des Gruppenmitglieds?
    • Halten wir es schon für sicher genug, dass Eis zu betreten?
    • Wie lange dauert es, wenn wir den See umrunden?
  4. Ethische Komponente(n) fließen ein:
    • Welche Risiken sind wir bereit einzugehen, um die Überlebenschance des Gruppenmitglieds zu erhöhen?
    • Wie steht die/der Erkrankte zum Risiko für die Gruppe?
    • Welche Auswirkung wird welche Entscheidung auf die Gruppe haben?
  5. Entscheidungsfindung:
    • Welche Rolle spielt die Gruppendynamik dabei?
    • Wird demokratisch entschieden?
    • Soll eine gewählte Anführerin / ein gewählter Anführer entscheiden?
    • Entscheidet die Gewaltbereitschaft / die Macht der oder des Stärkeren?
    • Oder gibt es festgelegte Regeln, denen sich alle Gruppenmitglieder verpflichtet habe?
  6. Entscheidungsvermittlung:
    • Erfahren alle, was die jeweils anderen denken/entscheiden?
    • Wer teilt was wem mit?
    • Wann und wie wird mitgeteilt?

So eine Entscheidungsfindung, eine derartige Definition von Werten und ihre Vermittlung, war damals schon ein recht komplizierter Vorgang. Heutzutage stehen uns weitaus mehr Informationen zur Verfügung. Aus den unterschiedlichsten Quellen – angefangen bei dem „Wissen“ des Vaters der Freundin eines Arbeitskollegen, über Sensationsmeldungen von Boulevardblättern, über Beiträge in den sozialen Medien, bis hin zu gut recherchierten journalistisch-seriösen Nachrichten und Forschungsergebnissen aus der Wissenschaft.

So viele Möglichkeiten. So viel zu bewerten. So viel zu vermitteln.




Trotz aller aktuellen Kriege und Krisen in der Welt
– Heute sind Entscheidungen, die direkt über Leben und Tod bestimmen, die Ausnahme.
Viele Menschen müssen sogar niemals Entscheidungen von solcher Tragweite treffen.
Diese Mehrheit beneide ich. Doch noch mehr bedaure ich sie.

– Carmen Splitt, 27.03.2025



Wie wir etwas bewertet haben, war damals sehr oft im wahrsten Sinne des Worte eine Entscheidung über Leben und Tod.

Ich vermute, dass Du mir zustimmst, wenn ich feststelle:
Trotz aller aktuellen Kriege und Krisen in der Welt – Heute sind Entscheidungen, die direkt über Leben und Tod bestimmen, die Ausnahme.
Viele Menschen müssen sogar niemals Entscheidungen von solcher Tragweite treffen.
Diese Mehrheit beneide ich. Doch noch mehr bedaure ich sie.

Wer entsprechende Entscheidungen noch nie treffen musste,
weiß auch nicht, was es wirklich heißt, „zu tun, was getan werden muss“.
Kann nicht wissen, was es heißt, eigene Werte bis zur letzten Konsequenz zu leben.
So wenig, wie zu wissen, was es heißt, die Werte eines anderen Menschen über die eigenen Bedürfnisse zu stellen.
Diese bis zur letzten Konsequenz mitzutragen.
Wird nie wirklich verstehen, was Schmerz ist. Oder Angst. Oder Verantwortung zu tragen.

Und dass dieses besondere Wissen der Mehrheit der Menschen nicht zugänglich ist,
erklärt den Zustand unserer Welt in vielerlei Hinsicht.

Doch zurück zur allgemeineren, zur täglichen Entscheidungsfindung ….

Nun, auch heutzutage zögern viele von uns Entscheidungen hinaus.
Zögern, obwohl Fehlentscheidungen weitaus seltener tödliche Konsequenzen haben.
Ja, ganz im Gegenteil in der Regel sogar relativ leicht korrigiert werden können.

Moment, wirst Du jetzt vielleicht sagen.
Das ist doch ein Widerspruch zu dem, was Du am Anfang dieses Artikel betont hast,
dass „Jede*r von uns es jeden Tag tut – Werte definieren und vermitteln.“

Ist es das? Ist es wirklich ein Widerspruch?

Meiner Ansicht nach ist es das nicht.

Denn das, was ich anfangs beschrieben habe – die tagtägliche Bewertung und Mitteilung unserer Bewertung – ist allzu oft eben leider keine bewusste Definition und Vermittlung von eigenen Werten. Stattdessen handelt es sich viel zu oft um ein Beispiel von Gruppendynamik.

Insbesondere dann, wenn es sich um das bewerten und mitteilen im Internet handelt.
Dort wiederum kommt Gruppendynamik besonders innerhalb der sozialen Medien zum Tragen. Und wird dort noch zusätzlich durch die Technik verstärkt. Ich sage nur „Algorithmen“ und „soziale Blasen“.

Doch damit, eigene Werte zu definieren und zu vermitteln, hat dieses Verhalten leider viel zu selten etwas zu tun.

Widersprüche hingegen durchaus …




„Widersprüche gehören dazu, wenn es darum geht, Werte zu definieren und zu vermitteln.
Ob es nun um die Werte geht, die andere vermitteln. Oder um Werte, die von Dir selbst definiert und vermittelt werden. Du wirst Widersprüche feststellen.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025



Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder direkt weiterlesen …

Widersprüche – erkennen, einordnen, aushalten!

Widersprüche gehören dazu, wenn es darum geht, Werte zu definieren und zu vermitteln. Ob es nun um die Werte geht, die andere vermitteln. Oder um Werte, die von Dir selbst definiert und vermittelt werden. Du wirst Widersprüche feststellen.

Ein Beispiel dazu

Die Annahme zu Deinen definierten Werten

Wahrheit und Verantwortungsbewusstsein und Gerechtigkeit sind drei sehr wichtige Werte für Dich.

Die Situation, denen Du mit Deinen Werten gegenüberstehst

Du hast aus Versehen Mist gebaut und ein anderer Mensch wird für den entstandenen Schaden verantwortlich gemacht.
Dieser Mensch hat in der Vergangenheit ganz bewusst anderen geschadet.
Dieses Verhalten hatte für diesen Menschen bisher keinerlei negative Folgen.

Fragestellungen zu Deinen Werten in dieser Situation

Gibst Du der Versuchung nach und schweigst, um eigenmächtig für ein wenig von dem zu sorgen, was Du für Gerechtigkeit hältst?
Oder klärst Du den Sachverhalt auf und übernimmst die Verantwortung für den von Dir verzapften Mist?

Du hast Deine persönliche Antwort im Geiste formuliert? Gut.

Noch eine Frage: Bleibt Deine persönliche Antwort immer gleich?

Oder ändert sie sich, je nachdem, ob Du diesen Menschen

  • liebst,
  • verabscheust,
  • täglich in Deiner Nachbarschaft triffst,
  • noch nie persönlich getroffen, bisher nur von ihr/ihm gelesen und gehört hast?

Oder ändert sie sich, je nachdem, ob es sich bei dem entstandenen Schaden um

  • einen Geldbetrag in mittlerer Höhe handelt
  • oder um einen gewaltig große Geldsumme,
  • eine leichtere Verletzung handelt
  • oder eine schwere Verletzung mit dauerhaften Folgen,
  • den Verlust eines Menschenlebens handelt
  • oder vielleicht eine Gruppe von Menschen ums Leben gekommen ist,
  • ein Grundwert des gesellschaftlichen Miteinanders in Frage gestellt
  • oder sogar mehrere Grundwerte des gesellschaftlichen Miteinanders angegriffen werden?

Schlussfolgerung zu Deinen definierten
und vermittelten Werten in dieser Situation

Welche Antwort(en) Du hier auch immer gegeben hast – vermutlich war(en) sie nicht so ganz einfach zu formulieren. Oder?

Und es wird wohl auch nicht so ganz einfach sein, die damit verbundenen Konsequenzen zu ertragen, nicht wahr?

Besonders nicht, wenn Dritte davon erfahren, die die gleichen Werte für sich definieren. Jedoch ganz andere Entscheidungen getroffen hätten und Dir dies mitteilen. Richtig?

Du siehst, mit Deinen eigenen Werten ist es schon so eine Sache.
Und dann haben alle anderen Menschen ja wiederum ebenfalls ihre eigenen Werte.
Manchmal gibt es große Übereinstimmungen mit den Deinen. Manchmal liegen Eure Werte so weit auseinander, dass es keinerlei Berührungspunkte gibt. Oder zumindest keine zu geben scheint.

So oder so – Werte bestimmen unser Leben. Also ist es wichtig, dass Du Dich mit dem Thema so intensiv wie möglich auseinandersetzt.
Sehen wir uns an, welche Fehler Du dabei besser vermeidest …

Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder direkt weiterlesen …




„Der größte Fehler, den Du im Zusammenhang mit Werten begehen kannst?
Deine eigenen Werte nicht zu definieren!“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Die 32 größten Fehler rund um das Thema Werte

Fehler rund um Deine eigenen Werte

  1. Die eigenen Werte nicht zu definieren
  2. Bei der Definition Deiner Werte nicht absolut ehrlich zu sein, sondern Dich selbst zu belügen
  3. Nicht bereit zu sein, Dich damit auseinanderzusetzen, wie Du zu Deinen Werten gekommen bist
  4. Bei denjenigen, die Dir Werte vorgelebt haben / vorleben, nicht zwischen dem Menschen an sich und ihren/seinen Werten zu differenzieren
  5. Dir der emotionalen Wirkung nicht bewusst zu sein, die Deine Sicht auf einen Menschen hat, wenn es darum geht, die Werte dieses Menschen einzuordnen und Dich zu diesen zu positionieren
  6. Diese emotionale Wirkung nicht auszugleichen
  7. Dir einzureden, dass alle Deine Werte immer im Einklang miteinander stehen
  8. Keine Abstufung bei der Wichtigkeit der Werte vorzunehmen
  9. Nicht anzuerkennen, dass die Reihenfolge der Abstufung sich ändern kann
  10. Dir nicht ehrlich und bis in die letzte Konsequenz hinein, bewusst zu machen, welche Folgen Deine Werte haben …
    • … für Dich selbst
    • … für Menschen in Deinem Umfeld
    • … für Menschen außerhalb Deines eigenen Umfelds
    • … für Deine Gemeinschaft(en)
    • … für die Gesellschaft
    • … für die Staatengemeinschaft
    • … für die Welt im Ganzen
      • Klima
      • Natur- und Umwelt
      • Tier- und Pflanzenwelt
  11. Nicht bereit zu sein, diese Folgen in vollem Bewusstsein zu ertragen
  12. Deine Werte nicht zu vermitteln
  13. Die eigenen Werte nicht von anderen hinterfragen lassen
  14. Sie nicht selbst zu hinterfragen
  15. Deine Werte nicht anzupassen, obwohl Du über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum
    konstant einen Anlass identifiziert hast, der eine Anpassung auslösen sollte
  16. Sie anzupassen, weil dies für Dich bequemer oder profitabler ist, als sie beizubehalten
  17. Die eigenen Werte ohne Anlass zu ändern
  18. Sie zu ändern, ohne den Anlass dafür zu vermitteln
  19. Deine Werte nicht zu leben
  20. Entgegen Deiner Werte zu leben
  21. Zu erwarten, dass Du perfekt darin bist, nach Deinen Werten zu leben

Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder direkt weiterlesen …

Fehler rund um Werte in Bezug auf / bei andere(n) Menschen

  1. Die Werte anderer nicht kennenlernen zu wollen
  2. Zu erwarten, dass andere Menschen perfekt sind und stets nach ihren Werten leben
  3. Nicht mit anderen über Werte zu sprechen / nicht mit anderen über Werte zu diskutieren
  4. Keine Gemeinsamkeiten mit den Werten anderer zu suchen
  5. Weder Gemeinsamkeiten mit, noch Unterschiede zu, den Werten anderer Menschen zu definieren
  6. Die gefundenen Gemeinsamkeiten und Unterschiede gegenüber Dritten nicht zu vermitteln
  7. Davon auszugehen, dass andere bereit sind, für ihre Werte genau so viel zu opfern, wie Du selbst
  8. Überzeugt davon zu sein, dass sie nicht dazu bereit wären
  9. Davon auszugehen, dass andere Menschen Deine Werte als solche in Deinem Verhalten direkt (wieder)erkennen können
  10. Zu erwarten, dass andere Menschen ihre eigenen Werte ändern, nur weil sie mit Deinen Werten in Berührung gekommen sind
  11. Auf die Idee zu kommen, andere Menschen zu Deinen Werten „überreden“ zu wollen,
    statt zu versuchen, sie durch Dein vorleben dieser Werte von ihnen zu überzeugen.

So. Die größten Fehler dazu hast Du spätestens jetzt auf dem Schirm.
Sehen wir uns an, was sonst noch relevant ist beim Thema „Werte definieren und vermitteln „.

Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder direkt weiterlesen …

Werte definieren und vermitteln – Langzeitwirkung

Sobald Du Deine Werte definierst, positionierst Du Dich dadurch zu Sachverhalten, Ideen und Vorstellungen.
Du nimmst eine Position zum Geschehen in Politik und Gesellschaft ein.
Das hat zuerst einmal eine Auswirkung auf Dich selbst.

Du treibst nicht mehr dahin. Weder freiwillig noch gezwungenermaßen.

Was ich damit meine? Nun, …

Sind Deine Werte nicht definiert, dann heißt das:

Wann immer etwas geschieht, reagierst Du.
Und wann immer Du gefragt wirst, welche Meinung Du zu einem x-beliebigen Thema hast – reagierst Du.

Du hinkst also quasi ständig hinterher.

Stehst bei allen möglichen Gelegenheiten unter dem Druck, Dir möglichst schnell ein möglichst umfassendes Bild zu machen. Damit Du möglichst viele Fakten kennst und möglichst viele Einschätzungen anderer Menschen gehört hast. Um dann – auf die Schnelle – eine möglichst fundierte eigene Ansicht zum Thema formulieren zu können.

Hört sich nicht nur anstrengend und stressig an.
Das ist es auch.

Für Dein Gehirn bedeutet das nämlich, ständig mit völlig neuen Situationen klarkommen zu müssen. Ständig schnelle Entscheidungen treffen zu müssen und Deinen Körper in Alarmbereitschaft versetzen zu müssen. Denn unser Gehirn und unser Körper haben nachwievor als evolutionäre Information abgespeichert, dass jede Entscheidung eben eine Entscheidung über Leben oder Tod sein kann.

Du erinnerst Dich an mein Eingangsbeispiel mit dem kranken Gruppenmitglied am zugefrorenen See?

Dann denk doch mal bitte darüber nach, was es für einen Unterschied machen würde, wenn die Gruppe überhaupt keinen Diskussionsbedarf mehr gehabt hätte. Schon im Vorfeld, in aller Ruhe alles für solch einen Fall abgewogen worden wäre.

Und jetzt stell Dir mal vor, es gäbe gar keine Gruppe.
Es gäbe nur Dich und den erkrankten Mitmenschen.

Ist es nicht viel leichter, eine Entscheidung zu treffen, wenn Du Deine Werte vorab bereits definiert hast? Wäre es nicht herrlich, wenn der erkrankte Mensch dies auch vorab tat? Und wäre es nicht wunderbar, wenn Ihr Euch über Eure Werte ausgetauscht habt?



„Egal, was auf Dich zukommt,
auf Dein selbst erarbeitete Wertegerüst kannst Du Dich verlassen.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Sind Deine Werte definiert, dann heißt das nämlich:

Gelassenheit für Dich. Eine Sicherheit, ganz tief in Dir drin, die nicht so leicht zu erschüttern ist.

Warum das so ist? Weil Dein Gehirn und Dein Körper auf bereits vorhandene Analysen, Abwägungen und vor allem auf bereits vorab getroffene Grundsatzentscheidungen zurückgreifen kann.

Statt ständig auf all das, was tagtäglich auf Dich einprasselt, fortlaufend immer nur reagieren zu müssen, hast Du schon vorab das Heft des Handelns in die Hand genommen. Und zwar ganz bewusst. Dabei hast Du Dir die Zeit genommen, die Du für die Definition Deiner Werte gebraucht hast. Du hast jeweils so lange an der Definition der einzelnen Werte gefeilt, bis es sich richtig angefühlt hat.

Egal, was auf Dich zukommt – auf Dein selbst erarbeitete Wertegerüst kannst Du Dich von da an verlassen.

Umso früher Du Deine Werte definierst, desto länger kannst Du all die genannten positiven Auswirkungen genießen.




„Welche Werte Dir während Deiner Kindheit vorgelebt werden, das prägt Dich.
Doch wie – das bestimmst Du selbst!“

– Carmen Splitt, 27.03.2025



Werte definieren und vermitteln in der Kindheit

Wir hatten ja schon das Thema, dass Du immer wieder auf Widersprüche stoßen wirst, wenn es um Werte geht. In meiner Familie wurden mir zum Beispiel teilweise sehr gegensätzliche Werte vorgelebt. Im Alter von fünf Jahren endete meine Kindheit. Ich wurde im Schnellverfahren erwachsen und begann für mich festzulegen, welche der mir vorgelebten Werte ich übernahm und welche ich ablehnte.

Mein persönliches Vorbild war meine Oma und das wird sie immer sein.
Einer der wichtigsten Werte, die ich von ihr für mich übernommen habe?
Jeder Mensch ist gleich viel Wert.
Meine Oma hat ihrerseits diese Tatsache von ihrer eigenen Mutter und ihrer Großmutter, meiner Ururgroßmutter übernommen.
Ich stehe (nicht nur in dieser Hinsicht) auf vielen starken Schultern!

Doch wie war das damals für mich? Wie hat sich das bei bei mir als Kind bemerkbar gemacht?
Lass mich Dir ein paar Beispiele geben…

Es macht einen gewaltigen Unterschied, wenn jemand für Dich einsteht

Wie für alle anderen, begann auch für mich die Schulzeit mit dem Einschulungstest. Ergebnis:

  • Ich hatte Senk-Knick-Füße,
  • sei vorlaut,
  • hatte einen Sprachfehler (Probleme mit „sch“ und „s“) und solle deshalb nicht auf die Grundschule, sondern auf die Sonderschule gehen.

Reaktion meiner Eltern:
Na ja, wenn die Empfehlung so lautet, wird das wohl das Beste für sie sein.

Reaktion meiner Oma:
„Carmen hat einen Sprachfehler? Daran arbeite ich mit ihr. Sie kommt deswegen sicher nicht auf die Sonderschule! Ihr seid ja wohl alle nicht bei Trost!“ Sprachs, fragte mich, ob ich dabei bin und trainierte mit mir.

Ergebnis der Nachprüfung, in Anwesenheit meiner Oma:

  • Ich hatte immer noch Senk-Knick-Füße,
  • sei immer noch vorlaut (Wobei der Prüferin die Gesichtszüge entglitten, als meine Oma ihr mitteilte, dass „Sie vernünftige Fragen stellen solle, dann würde sie auch vernünftige Antworten erhalten!“)
  • und der Sprachfehler war soweit abgebaut, dass dem Besuch der Grundschule nichts mehr im Wege stand.
Hierzu noch zwei Fun Facts.
  1. Viele viele Jahre später (Lange nach Realschule, Fachgymnasium Wirtschaft, Ausbildung zur Groß- und Außenhandel mit Schwerpunkt Großhandel, die eine oder andere Arbeitsstelle später und schon lange im Besitz des Führerscheins und fähig, mich auch in einigen Fremdsprachen einigermaßen adäquat ausdrücken zu können.) wies mich ein neuer Zahnarzt bei meinem ersten Besuch darauf hin, dass mein Zungenbändchen „ungewöhnlich lang sei“ und dass es ihn „wundern würde, dass ich gar keine Sprachprobleme hätte“. Das „sei ein bekannter Effekt bei einem zu langen Zungenbändchen, weshalb es seit Anno Knick üblich sei, bei Säuglingen mit einem kurzen Schnitt die Zunge zu befreien und so physisch bedingten Sprachfehlern vorzubeugen“. „Ob ich denn wirklich gar keine Probleme beim Sprechen hätte?“ „Der unter lokaler Betäubung durchzuführende Schnitt würde normalerweise bei Babys erfolgen. Das Zungenbändchen könnte auch jederzeit durch einen Unfall zerreißen. Was auch nicht tragisch wäre.
    Aber wenn ich wolle, könne er das jetzt nachträglich auch kontrolliert für mich erledigen. Wäre kein großes Ding.“
  1. Das Angebot habe ich abgelehnt. Mein Zungenbändchen ist nachwievor „zu lang“. Ich habe nachwievor manchmal Sprachprobleme.
    Dann, wenn ich extrem müde bin. Oder extrem wütend bin und sich beim Sprechen meine Zunge quasi „überschlägt“. Oder wenn ich beides bin – sowohl sehr müde als auch sehr wütend. Und ja, dann passiert es nachwievor, dass meine dann entgegengesetzte Aussprache bei Wörtern wie „Tasche“ und „Tasse“ dazu führt, dass gewisse „Gesprächspartner*innen“ sich über diesen Sprachfehler lustig machen.

    Doch ich würde um nichts auf der Welt, auf diesen „körperlichen Makel“ verzichten wollen.

    Denn wenn es mir schlecht geht, dann spielt mein Zungenbändchen für mich eine sehr wichtige Rolle.
    • Es bestätigt mir, dass es in Ordnung ist, dass es sich Scheiße anfühlt, mit Inkompetenz und Arroganz konfrontiert zu werden. Und auf solchen Mist meinerseits mit Ablehnung zu reagieren.
    • Ich werde von ihm darin bestätigt, dass es völlig normal ist, wenn es sich beschissen anfühlt, mit Gleichgültigkeit konfrontiert zu werden
    • und es gerechtfertigt ist, sich noch beschissener zu fühlen,
      wenn man von denen im Stich gelassen wird, auf die man eigentlich hätte zählen können müssen.
    • Vor allem bestätigt es mir, dass es einen Unterschied macht, wenn jemand für Dich einsteht. Wenn jemand für Dich kämpft.
    • Es bestätigt mir, dass es sich lohnt, für Dinge und vor allem für Menschen zu kämpfen, die es Wert sind, für sie zu kämpfen.
    • Ich für Werte und Menschen einzustehen habe, auch dann, wenn ich dabei allein auf weiter Flur bin.
    • Dass es sich lohnt, die Füße in den Boden zu stemmen und standzuhalten.
    • Und dass, wenn es um den Kampf geht für etwas, das / für jemanden, die oder der mir wichtig genug für einen Kampf ist,
      aufgeben absolut und unter keinen Umständen eine Option ist.

Nun ja. All das wusste ich schon vor meinem ersten Schultag.
Aber es ist gut, mich bei Bedarf durch meinen Körper daran erinnern zu lassen.




„Jeder kann sich mal irren.
Merk Dir eins, Carmen, es darf Dir egal sein, wenn jemand schlecht von Dir denkt,
so lange Du sicher sein kannst, dass es unwahr ist.

Es muss Dir nicht egal sein. Aber es darf.“

– Carmen Splitt | Ein Zitat meiner Oma, Ingeborg Wilbrink, Anfang der 1980er



Respekt ist keine Einbahnstraße, 1

Zuerst möchte ich an dieser Stelle meinen damaligen Klassenlehrer in der Grundschule, Herrn Fritz Bauermeister, herzlich grüßen und ihm erneut meine tiefe Wertschätzung ausdrücken! Seine Lehrmethoden waren berühmt-berüchtigt. (Die regelmäßigen Ketten-Rechnen-Übungen, bei denen wir Schüler*innen uns erst setzen durften, wenn wir die korrekte Lösung nennen konnten, hatten es in sich. Sie führten übrigens dazu, dass gut zwanzig Jahre später ein Geschäftsführer eines Arbeitgebers mich fassungslos anstarrte, weil ich ihm das Ergebnis einer Umsatzberechnung nannte, bevor meine von ihm angesprochene Kollegin mit dem Eintippen auf dem Tischrechner fertig war. Seinen Gesichtsausdruck werde ich wohl nie vergessen. Schmunzel.) Die Ausflüge in die Natur und ins Plattdeutsche mit unserem Klassenlehrer wurden von den Schüler*innen mit einem durchaus differenziertem Grad an Begeisterung aufgenommen. (Ich habe beides geliebt! Und das Wetter war mir dabei sowas von egal.)

Aber was ihm wirklich meinen tiefen Respekt eingebracht hat, waren drei Punkte.
Erstens hat er jede Schülerin und jeden Schüler als Individuum wahrgenommen, mit jeweils persönlichen Stärken und Schwächen.
Zweitens hatte er nie ein Problem damit, sich hinterfragen zu lassen. (Er kannte den Unterschied zwischen Respekt und Ja-Sagerei.)
Drittens war er in der Lage eigene Fehler anzuerkennen, zu benennen und zu korrigieren.

In einer Situation zeigte sich das besonders deutlich.

Herr Bauermeister wollte mir nicht glauben, dass ich meine Aufsätze alleine schrieb. Er war der festen Überzeugung, meine Oma würde (zumindest teilweise) formulieren, was ich schreibe. Also erklärte ich ihm, wie das bei uns ablief. Ich schrieb meine Aufsätze vor und zeigte sie dann meiner Oma. Manchmal stellte sie mir Fragen, wie zum Beispiel „Kannst Du das vielleicht noch etwas genauer beschreiben?“ oder „Was soll der Leser vor Augen haben, wenn er das liest?“ oder „Wie hast Du Dich dabei gefühlt? Was hast Du in dem Moment gedacht?“ oder „Ist das wichtig oder lenkt es ab?“ oder „Wieso hast Du das so formuliert und nicht anders? Und weshalb in dieser Reihenfolge?“. Und ich musste meine Antworten natürlich begründen. Konnte ich das nicht, sollte ich weiter darüber nachdenken. Konnte ich meine Antworten begründen, war Oma zufrieden. Dann ging es mit dem nächsten Schritt weiter, der Rechtschreibung und dem Stil. Ich las meinen Aufsatz still durch und korrigierte, was mir auffiel. Dann las ich meinen Aufsatz laut vor und korrigierte, was mir dann erst auffiel. Danach gingen Oma und ich den Aufsatz Absatz für Absatz durch und wir diskutierten. Konnten wir uns nicht einigen, kam unsere Batterie an Nachschlagewerken zum Zug. War alles geklärt, schrieb ich meinen Entwurf dann noch in Schönschrift ab und fertig.

Für mich war der Sachverhalt damit geklärt. Für meinen Klassenlehrer nicht.

Er separierte mich am nächsten Morgen. Ich musste mich an den Tisch direkt vor der Lehrerpult setzen und bekam eine Sonderaufgabe. Ich sollte einen Aufsatz schreiben. Er gab mir das Thema sowie ein Zeitfenster vor und ich legte los. Na ja, war einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis. Als er den Text dann gelesen hatte, wandte er sich sowohl an mich als auch an die Klasse. „Carmen“, sagte er, „ich muss mich bei Dir entschuldigen, dass ich Dir nicht geglaubt habe.“ (Ich innerlich: Wie bitte, was? Wieso hätte ich lügen sollen? Aber ok, es ist die Aufgabe eines Lehrers misstrauisch zu sein.) „Und ich habe auch Deiner Großmutter nicht geglaubt.“ (Ich innerlich auf 180 – NIEMAND beleidigt meine Oma. Nimm das sofort zurück oder hier brennt gleich die Hütte. 1, 2, …) „Auch bei ihr muss ich mich entschuldigen, richte ihr das bitte aus. Du schreibst Deine Aufsätze wirklich selbst. Erstaunlich.“ (Ich innerlich: Gaaanz ruhig. Er hat sich entschuldigt.) Gesagt habe ich damals dann nur „Wieso hätte ich lügen sollen? Entschuldigung meinerseits angenommen und ich richte es meiner Oma aus.“

Meine Oma nahm es mit Humor. Und sie fasste eine weitere ihrer Lektionen für mich in Worte.
„So etwas in der Art, habe ich mir schon gedacht. Entschuldigung angenommen. Jeder kann sich mal irren. Merk Dir eins, Carmen, es darf Dir egal sein, wenn jemand schlecht von Dir denkt, so lange Du sicher sein kannst, dass es unwahr ist. Es muss Dir nicht egal sein. Aber es darf.“

Ich muss sagen, bei mir hat es länger gedauert, bis ich den Vorfall verzeihen konnte. Möglich war mir das nur, weil durch Herrn Bauermeister nicht nur die Beschuldigungen sondern auch die Entschuldigungen öffentlich erfolgten. Und weil ich anerkannte, dass die Entschuldigungen aufrichtig waren. Aber, wie gesagt, es hat seine Zeit gedauert. Im Endeffekt hat sein Verhalten aber dazu geführt, dass mein Respekt vor ihm gestärkt wurde.

Fun Fact:

Direkt nach Abschluss der Grundschule habe ich mir die Privatadresse meines Klassenlehrers herausgesucht und eines Tages an seiner Tür geklingelt. Ich hab ihm die Hand gereicht und mich für seine gute Arbeit bedankt. Dann bin ich wieder gegangen. Er war wohl ein wenig überrascht. Doch der Handschlag war nötig und ich hatte gesagt, was gesagt werden musste.



„Mit den allermeisten Lehrerinnen und Lehrern in meiner gesamten Schulzeit hatte ich sowieso Glück. Bei einigen konnte ich zwar beim Unterrichtsstil nicht wirklich andocken. Aber menschlich hat es bei (fast) allen gut bis sehr gut gepasst.
Tja. Und dann gab es da diesen einen Lehrer, der mich partout brechen wollte.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Respekt ist keine Einbahnstraße, 2

Die meisten von Euch werden im Laufe ihres Lebens wohl mindestens einmal ein Schulgebäude gegen ein anderes getauscht haben. Wenn Du wie ich Anfang der 1980er Jahre in Niedersachsen eingeschult wurdest, dann erinnerst Du Dich bestimmt noch daran, nach vier Jahren Grundschule für zwei Jahre auf der Orientierungsstufe „zwischengeparkt“ worden zu sein. Sinnfrei und willkürlich zusammengewürfelt mit anderen Mitschüler*innen und anderen Lehrkräften.

Tja, was soll ich sagen. Die Lehrkräfte der Grundschule hatten vier Jahre Erfahrung mit mir. Bei den Lehrer*innen der Orientierungsstufe begann ich hinsichtlich des gegenseitigen Verständnisses und gegenseitigen Respekts wieder bei Null. Bei einem der Lehrer ging es auch nach der Orientierungsstufe nie über diese Punkt hinaus. Ich erläutere gleich wieso.

Zuerst einmal, auch mit dem Klassenlehrer der Orientierungsstufe hatte ich großes Glück.
Auch Herr Dieter Böhmer sah uns Schüler*innen als Individuen mit jeweils eigenen Stärken und Schwächen.
Er hatte immer ein offenes Ohr und ging mit uns mehr als nur eine „Extrameile“. Unvergessen all seine AG-Angebote (von Briefmarken sammeln bis Schrebergarten), die er allesamt in seiner Freizeit auf die Beine stellte. Als er vor einigen Jahren starb, waren die von uns, die bei der Beerdigung dabei waren, uns über die Generationen hinweg alle einig: Herr Böhmer war ein großartiger Lehrer und ein toller Mensch!

Mit den allermeisten Lehrerinnen und Lehrern in meiner gesamten Schulzeit hatte ich sowieso Glück. Bei einigen konnte ich zwar beim Unterrichtsstil nicht wirklich andocken. Aber menschlich hat es bei (fast) allen gut bis sehr gut gepasst.

Tja. Und dann gab es da diesen einen Lehrer, der mich partout brechen wollte.

In der Orientierungsstufe unterrichtete K. S. bei uns Erdkunde und Englisch. Ab der 7. Klasse war er auf der Realschule mein Klassenlehrer.
Meine Bitte, in die Parallelklasse zu wechseln, wurde leider abgelehnt. Das wurden vier weitere interessante Jahre.
Er und ich hatten uns gegenseitig gefressen, wie zehn Sack Seife.

Er gab penetrant alles, um mich zu brechen.
Spoiler: Nur hatten das vor ihm schon ganz andere bereits erfolglos versucht.

Mal zwei exemplarische Beispiele, damit Du eine Vorstellung von seinen Bemühungen bekommst.

  1. Englisch-Unterricht
  2. Klassenfahrt nach München



„Fremdsprachen schienen, neben Schulsport, für mich das zu sein,
was Kryptonit für Supermann war, einem der Helden meiner Kindheit.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Englisch-Unterricht

Meine Lieblingsfächer waren immer Deutsch, Geschichte, Religion und Kunst. Naturwissenschaften fand ich toll. Schulsport war nicht mein Ding. In der Hinsicht war ich eine Nulpe. Das schwarze Schaf meiner ansonsten vom Gruppensport begeisterten „Familie“. Das war meine einzige echte schulische Schwäche. Dachte ich. Und dann kam besagter Englisch-Unterricht, bei K. S., dem besagtem Lehrer.

Zuerst dachte ich, dass Fremdsprachen einfach meine zweite schulische Schwäche seien. Ich konnte noch so viel englische Vokabeln pauken, ich kam auf keinen grünen Zweig. Dass der Unterricht einerseits furztrocken war und besagter Lehrer es andererseits immer wieder toll fand, mich zur Belustigung der Klasse vorzuführen, hat sicher zu diesem Eindruck beigetragen. Die von mir zigfach eingeforderte Wiederholung der Aussprache von „th“ fand er brüllend komisch. Meine Klasse auch. Ich nicht.

Trotzdem war ich lange der Ansicht, es läge an mir, dass ich mit Englisch nicht zurechtkam. Fremdsprachen schienen, neben Schulsport, für mich das zu sein, was Kryptonit für Supermann war, einem der Helden meiner Kindheit.

In der siebten Klasse hatten wir dann die Möglichkeit, Französisch als zweite Fremdsprache zu erlernen. Ich dachte mir, warum nicht? Überprüfe Deine These mit einer anderen Fremdsprache und einem anderen Lehrer. Und was soll ich sagen – es war toll. Es hat so einen Spaß gemacht.
Was für ein Unterschied. In Folge habe ich mir die englische Sprache dann selber beigebracht.

Kleine Anmerkung dazu:
Wenn Menschen sich wegducken, habe ich absolut kein Verständnis dafür.
Ich suche die Verantwortung immer zuerst bei mir, bevor ich sie bei anderen suche.
Weder tue ich etwas, weil andere es tun, noch unterlasse ich etwas, weil andere etwas unterlassen.
Alles, was ich tue, tue ich, weil ich es für richtig halte.
Und wenn ich etwas wirklich gerne tue, dann ist das, etwas dazuzulernen und meinen Horizont zu erweitern.
Ein sehr effektiver Weg dafür sind Fremdsprachen und die damit verbundenen Einblicke in andere Lebensweisen.

Doch zurück zu K. S. und seiner eigenwilligen Sicht auf seinen Beruf als Lehrer.




„Für mich hatte diese Stippvisite im Hofbräuhaus denselben Charakter,
wie der Besuch eines Kuriositätenkabinetts.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Klassenfahrt nach München

In der Realschule ging es mit besagtem Klassenlehrer K. S. dann auf Klassenfahrt nach München. Schon damals eine völlig überteuerte Stadt. Nun ja, wenigstens haben wir ein gutes Kulturprogramm absolviert. Zu meinem Unverständnis stand allerdings auch ein Besuch im Hofbräuhaus mit auf dem Plan. Solche Orte, an denen Menschen sich besaufen müssen, um „Spaß“ zu haben, fand ich schon immer überflüssig wie einen Kropf. Für mich hatte diese Stippvisite denselben Charakter, wie der Besuch eines Kuriositätenkabinetts. Wirklich nervig fand ich allerdings das Verhalten der so genannten „Aufsichtspersonen“ in Gestalt einer Mutter eines Mitschülers sowie in Gestalt von K. S., dem besagten Klassenlehrer. Beide hatten ein Problem damit, dass ich keinen Alkohol wollte. Ich blieb bei Wasser. K. S. war auch in diesem Punkt wieder extrem unangenehm. Er wollte unbedingt eine Runde ausgeben. Ich entschied mich, mein Wasser um einen kleinen Salat zu ergänzen. Den wollte er nicht ausgeben, es sollte Alkohol sein. Ich lehnte ab. Er sah es nicht ein. Es ging hin und her. Einfach nur anstrengend. Ich sagte ihm „Wenn Sie hoffen, mich betrunken machen zu können und mich durch die Gegend torkeln zu sehen, muss ich Sie enttäuschen. Darauf können Sie lange warten.“ Er nervte weiter. Ich blieb bei „Salat oder nichts, Danke. Ich bezahle selbst und fertig.“ und fragte in die Runde, ob sich mir jemand anschließen wollte. Und siehe da, einige Schüler*innen schlossen sich an, wollten ebenfalls Salat in den Magen bekommen, statt einer kostenfreien nächsten Runde Alkohol. Schließlich übernahm K. S. dann auch die Salate. Vermutlich weil ihm klar wurde, wie das alles von außen wirken würde.

Den Rest der Fahrt, bis wir zurück bei der Schule waren, hatte ich meine Ruhe. Als wir Schüler*innen mit unserem Gepäck dann auf Abholung durch unsere Familien warteten und ich mich per Handschlag verabschiedete, konnte K. S. es nicht lassen.

Ich trug damals auch gerne an der rechten Hand Ringe. Er quetschte sie so, dass kleiner Finger und Zeigefinger quasi übereinander lagen, während er mich leise fragte „Das bleibt doch sicher unter uns , was in München passiert ist, oder?“. Um einiges lauter wies ich darauf hin, dass er mir die Hand schon wenigstens brechen müsse, bevor er Schmerzensschreie von mir zu hören kriegen würde. Er ließ sie los, als hätte er sich an ihr verbrannt. Ich sagte ihm „Natürlich erzähle ich meiner Oma, was passiert ist. Jedes Detail. Aber keine Sorge. Meine Oma weiß, dass ich mit Typen wie ihnen, schon lange alleine fertig werde.“ Drehte mich um und ging.

Zuhause reichte ein Blick und meine Oma wusste, dass ich mich geärgert hatte. Sie ließ mich erstmal in Ruhe ankommen. Dann machte ich mir Luft. Wir waren uns einig, dass K. S. ein Mega-Arsch war, der sich auch nicht mehr ändern würde. Würde auch nichts bringen, wenn sie sich ihn vorknöpfen würde. Das hätte nur meine Position geschwächt. Wir einigten uns darauf, dass ich sie einschalten würde, falls es doch noch nötig werden sollte. Aber ich war mir sicher, dass ich klar kommen würde. War auch so.

Fun Facts:

Seit dieser Zeit habe ich mir abgewöhnt, an der rechten Hand Ringe zu tragen. Außerdem bin ich noch brastiger, wenn jemandem in meiner Gegenwart Alkohol gegen ihren/seinen ausdrücklichen Wunsch aufgedrängt wird.

Einige Jahrzehnte später hat sich während eines Gesprächs mit einer der damaligen Mitschüler*innen übrigens auch noch herausgestellt, warum ich bei dieser Auseinandersetzung im Hofbräuhaus so allein auf weiter Flur stand. Alle fanden meine Ablehnung mutig, keine*r hätte sich sowas getraut. Und „Sie hätten mich alle so gerne mal betrunken erlebt. Um zu sehen, ob ich dann mal nicht so selbstbeherrscht, sondern mal locker sein würde!“.

Tja, und das hat für mich mal wieder unterstrichen, dass das Wertesystem einiger Menschen auf Dauer inkompatibel mit dem meinen bleiben wird.

Auch die Schulzeit hat mich eben noch einiges über die Definition von Werten gelehrt.
Abschließend dazu noch ein ganz anderes Beispiel aus diesem Zeitraum …

Ausdauer – ein kostbarer Wert und oft unterschätzt

Nach der Grundschule zogen wir Schüler*innen für die Orientierungsstufe in ein anderes Gebäude um. Unser Unterricht fand aber nicht nur dort statt. Einige Stunden bekamen wir auch in einem anderen Haus, dem Gebäude, in dem vor allem die Klassen der Hauptschule und Realschule unterrichtet wurden. Dabei fielen mir zwei Dinge negativ auf:

  • Alle Schüler*innen mussten in den Pausen das Gebäude verlassen und durften es während der Pausen auch nicht wieder betreten.
    • Begründung: Der überall in der Schule ausliegende Teppich würde sonst zu sehr leiden.
  • Diese Vorschrift hatte von der jeweiligen Pausen-Lehrkraft und von Schüler*innen durchgesetzt zu werden.
    Und zwar ausschließlich von jenen Schüler*innen, die die Realschule besuchten.
    • Begründung: Weil das eben so ist.

Ich fand, dass das alles ein Unding war. Mir war allerdings klar, dass ich eine andere Position brauchte, als „nur“ die einer normalen Schülerin, um daran etwas zu ändern. Für mich war es offensichtlich, dass ich Klassensprecherin werden musste. Denn das war der einzige Weg, um eine Stimme in der Gesamtkonferenz der Schule zu bekommen. Die einzige Möglichkeit, um bei dieser Versammlung aus Vertreter*innen der Eltern, Lehrkräfte und Schüler*innen zu sprechen und eine Veränderung herbeizuführen.

Also kandidierte ich bei der Wahl zum Klassensprecher (w/d/m).

Ich verlor die Wahl jeweils in der fünften, sechsten, siebten und achten Klasse.

In der neunten Klasse wurde ich dann zur stellvertretenden Klassensprecherin gewählt.
Und begann meine Planung umzusetzen.

Meine Werte waren definiert, nun hatte ich diese Werte zu vermitteln

Ich nahm Kontakt mit den anderen Schülervertreter*innen auf, stellte meine Veränderungswünsche vor und wurde zur Schulsprecherin gewählt. Dann erfragte ich beim Schuldirektor den Termin der nächsten Gesamtkonferenz und informierte ihn, dass meinerseits ein Redebeitrag vorgesehen war.

Im zweiten Halbjahr der neunten Klasse war es dann soweit, die nächste Gesamtkonferenz fand statt.

Ich erläuterte den Anwesenden die Gründe, weshalb diese Regel meiner Ansicht nach nicht länger hingenommen werden durfte:

  • Für Lehrkräfte bestand kein Betretungsverbot. Doch auch von ihnen wurde der Teppichboden abgenutzt. Abgesehen davon, waren auch sie nicht davor gefeit, zu krümeln und zu kleckern.
    • Ungerechtigkeit. Eine unterschiedliche Behandlung, die sachlich nicht zu begründen war.
  • Die Tatsache, dass ausschließlich Schüler*innen der Realschule für die Durchsetzung der Regeln eingesetzt wurden, schuf Feindseligkeiten und führte zu einem hierarchischen Denken, dass die Schüler*innen spaltete. Diese Spaltung wurde nach der Schule ins Alltagsleben mitgenommen.
    • Ungerechtigkeit. Anti-demokratische Vorgehensweise. Abstufung in der Wertigkeit von Schüler*innen.
  • Wenn Schüler*innen vergaßen, etwas mitzunehmen, hatten sie „Pech gehabt“. Auch wenn es hierbei um solch „unwichtige Dinge“ wie Taschentücher, das Pausenfrühstück oder Geld für den Einkauf von Milch und Brötchen am Schulkiosk ging.
    • Notlagen ignoriert. Konzentration und Aufnahmefähigkeit im Unterricht leiden.
  • Die Regelung galt bei jedem Wetter.
    • Gesundheitsrisiken. Abhärtung, Methodik der schwarzen Pädagogik.
  • Für erkrankte Schüler*innen gab es keine Ausnahmen.
    • Gesundheitsrisiken. Verschlechterung des Gesundheitszustandes wurde billigend in Kauf genommen.
  • Mussten Schüler*innen auf Toilette, wurde ihnen der Gang dorthin verwehrt.
    • Demütigung und gesundheitliche Risiken. Nicht nur, aber insbesondere für Schüler*innen während ihrer Menstruationsblutungen.

Ich beantragte im Anschluss meiner Ausführungen die sofortige ersatzlose Streichung der Pausenregelung.

Es gab einige Nachfragen, eine kurze Beratung, es wurde abgestimmt und mein Antrag mit Wirkung zum Beginn des nächsten Schulhalbjahres angenommen.

Damit hatte ich mein Ziel nach fünf Jahren erreicht.
Die unselige Pausen-Drangselei der Schüler*innen der Hauptschule durch diejenigen der Realschule war beendet. Außerdem konnten meine Mitschüler*innen und ich wenigstens in unserem letzten Jahr auf der Realschule das Schulgebäude während der Pausen jederzeit betreten.
Ob es nach meinem Realschulabschluss dort so blieb, weiß ich nicht. Aber ich hoffe, die nachfolgenden Schul-Generationen konnten sich diese Verbesserungen erhalten.

Fun-Facts:

Für die Schulabschlussfeier durfte ich mir – gemäß der Tradition – als Schulsprecherin ein Buch wünschen. Es wurde mir als Dank für meinen ehrenamtlichen Einsatz für die Schüler*innen vom Schuldirektor als Geschenk der Schule überreicht. Ich entschied mich für den Band „Religion“ aus der Schüler-Duden-Reihe. Das Buch wird von mir auch Heute noch immer mal wieder zur Hand genommen, um etwas nachzuschlagen.

Bei der Schulabschlussfeier betonte der Schuldirektor in seiner Rede, dass er die Pausenregelung von sich aus sicher nie abgeschafft hätte. Aber meine Argumente hätten ihn schlussendlich doch davon überzeugt, dass es das Richtige sei, dies zu tun.

Sieh an, sieh an ….

Du siehst, je früher Du Dir Deine Werte selbst erarbeitest, desto besser. Am Besten schon als Kind oder Jugendlicher (w/d/m).
Aber auch Heute ist noch ein guter Tag für Dich, damit anzufangen. Zu spät ist es dafür nie!

Hier möchte ich es nochmal wiederholen:
Sobald Du Deine Werte definierst, positionierst Du Dich dadurch zu Sachverhalten, Ideen und Vorstellungen. Du nimmst eine Position zum Geschehen in Politik und Gesellschaft ein. Das hat zuerst einmal eine Auswirkung auf Dich selbst. Aber eben nicht „nur“ auf Dich selbst.

Es hat auch eine Auswirkung auf andere Menschen.

Ihre Reaktion darauf ist aber leider nicht immer positiv.




„Wenn Du Deine Werte definierst und vermittelst, trifft das nicht immer auf Gegenliebe.
Es kann zu einer gewissen Isolation führen.

Alles in allem überwiegen die Vorteile aber deutlich.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Die negative Seite, wenn Du Werte definierst und vermittelst:

Wenn Du Deine Werte definierst hast und vermittelst, dann hast Du Dich intensiv mit Dingen auseinandergesetzt, an die andere noch gar keinen oder kaum einen Gedanken „verschwendet“ haben. Einige Menschen merken das nicht. Anderen ist es egal. Und dann gibt es jene Menschen, die es bemerken und denen es nicht egal ist. Dann gibt es einige Möglichkeiten:

  1. Sie fühlen sich irgendwie übervorteilt und persönlich angegriffen.
  • Manche setzen dann auf Angriff und
    • beschimpfen Dich als Besserwisserin (m/d/w), als vorlaut, als arrogant, als abgehoben, als Spinnerin und/oder
    • fordern Dich heraus, indem sie vermeintliche „neue“ Argumente aus dem Hut zaubern und Dich dazu bringen wollen, Dich „erstmal“ damit „ganz genau“ auseinanderzusetzen, dann würdest Du nämlich „ihre Meinung“ und „ihre Bewertung“ zum Thema xyz übernehmen.
      (Ironie: Jene „Meinung“, die sie selbst sich nach dreißigsekündiger gründlicher „Abwägung“ gebildet oder diejenige „Bewertung“, die sie nach einminütiger ausführlicher eigenständiger „Analyse“ aller Sachverhalte abgeschlossen haben. Ironie aus.).
  • Manche fliehen und verschwinden dann aus Deinem Leben, weil
    • ihnen das alles „zu unheimlich“ ist (und vor allem, weil Du es ihnen bist) und/oder
    • das alles ihnen „zu anstrengend“ ist (und vor allem, weil Du es ihnen bist) .
  1. Sie sind irgendwie beeindruckt und wollen Deinen zeitlichen Vorsprung für sich selbst nutzen.
  • Manche halten Dich für eine Art Mysterium und nutzen Dich
    • als eine Art Navigationssystem, dass sie nicht bereit sind, zu hinterfragen und/oder
    • einfach als Vorwand, um sich auch weiterhin nicht mit dem Thema Werte auseinanderzusetzen.
  • Manche nutzen Dich als eine Art Schablone und machen Dich
    • dafür verantwortlich, dass die abgepausten Werte doch nicht so richtig zu ihnen passen und/oder
    • werfen Dir vor, wie schwer es doch sei, nach diesen Werten zu leben und lassen es (mit saftiger Schuldzuweisung an Dich) dann empört sein.
  1. Sie erkennen etwas in Dir wieder, was sie an sich selbst erinnert.
  • Manche fühlen sich dann jedoch getäuscht,
    • weil Ihr Euch in einigen wesentlichen Punkten doch sehr unterscheidet und/oder
    • Du Dich nicht ohne guten Grund an die/den anderen anpasst.
  • Nur einige wenige (leider viel zu wenige) schaffen es dauerhaft, sich an Eurem Zusammentreffen zu erfreuen und daran festzuhalten,
    • die Gemeinsamkeiten zu feiern und
    • Eure Unterschiede gemeinsam zu erkunden sowie
    • weitere, gemeinsame Werte zu definieren.

Wenn Du Deine Werte definierst und vermittelst, trifft das also nicht immer auf Gegenliebe.
Es kann zu einer gewissen Isolation führen. (Wie stark diese ausgeprägt ist, hängt von weiteren Faktoren ab. Du wirst Gründe haben, wieso Du Deine Werte definierst. Je eher dies geschieht, desto wahrscheinlicher ist es, das Du schon früh Dinge erleben musstest, die es Dir erschweren, so zu agieren und zu reagieren, wie andere Menschen es üblicherweise tun würden und daher auch von Dir erwarten.)


Alles in allem überwiegen die Vorteile aber deutlich.

Also, lass uns einen Blick darauf werden, wie Deine nächsten Schritte nun aussehen können,
um Deine Werte zu definieren und zu vermitteln.

Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder direkt weiterlesen …




„Was ist für Dich so selbstverständlich,
dass es Dir nur auffällt, wenn es „entfällt“?“

– Carmen Splitt, 27.03.2025


Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder direkt weiterlesen …

Werte definieren und vermitteln
– wie Du nun vorgehen kannst

Werte definieren – Herangehensweise

  1. Alles aufschreiben, was Dir wichtig ist, sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht
  2. Gruppieren der Werte. Zum Beispiel, von wem und/oder für wen Du sie erwartest. Beispielsweise auch danach, wie lange sich die Werte auswirken und auf wen in welchem Ausmaß.
  3. Den Werten eine Gewichtung geben (überlebenswichtig – muss sein – sollte ebenfalls sein).
  1. Beginne mit dem, was Dir relativ leicht fällt
    • Was ist für Dich so selbstverständlich, dass es Dir nur auffällt, wenn es „entfällt“? (Zum Beispiel die Erwiderung eines Grußes?; Die Erklärung des Verhaltens eines Menschen?; Die Erläuterung der Vorgehensweise?; Die Beantwortung von Fragen, so lange, bis sie geklärt sind?, …)
    • Wogegen positionierst Du Dich so eindeutig, dass Dein Blutdruck steigt, wenn es Dir begegnet?
    • Welche Werte wurden Dir in Deiner Kindheit vermittelt?
      • Hinter was davon stehst Du aus vollem Herzen?
      • Was davon verabscheust Du zutiefst?
  1. Arbeite Dich dann langsam vor, in die Bereiche, die für Dich nicht ganz so offensichtlich sind
    • Wie sieht es mit anderen Menschen aus, die Dir nicht ganz so nahe stehen, wie Freund*innen und Familie`?
      • Was bewunderst Du an Deinem Arbeitskollegen oder Deiner Chefin?
        Der Nachbarin von gegenüber? Den Mitgliedern Deiner Kirchengemeinde?
        • Welche Eigenarten nerven Dich an ihnen?
          • Welche Werte werden da jeweils bei Dir angesprochen?
          • Warum? Vermisst Du diese Werte in Deinem Leben? Oder willst Du sie loswerden?
    • Was sind Deine Lieblingsbücher? Welche Filme und Serien siehst Du gerne? Gibt es Musiker*innen, die Du besonders toll findest? Oder ein Musikstück, die Du Dir 24 Stunden am Stück in Dauerschleife anhören könntest? Gibt es Kunstwerke, die Du bewunderst?
      • Wieso? Was lösen sie bei Dir aus, emotional und intellektuell?
      • Welche Werte vermitteln sie?
        • Bestätigen sie Deine Werte?
        • Oder liest Du / siehst Du auch das, was Deine Werte hinterfragt?
          Auch, oder vielleicht sogar nur?
    • Dann die Gegenprobe. Welche Bücher, Filme, Serien, Musiker*innen, Musikstücke, Kunstwerke findest Du furchtbar?
      • Wieso? Was lösen sie bei Dir aus, emotional und intellektuell?
        • Weshalb lehnst Du XYZ so ab? Welcher Wert ist betroffen?
        • Bist Du so genervt, weil es Deinen Werten widerspricht?
          Oder weil Du Dich selbst erkennst und von Dir selbst in diesem Punkt / in diesen Punkten angewidert bist?
  1. So lange, bis Du zu den herausfordernden Bereichen kommst
    • Für welche Werte bist Du im Falle eines Falles bereit:
      • Deinen Arbeitsplatz zu verlieren?
      • Ein Berufsverbot zu riskieren?
      • In Kauf zu nehmen, dass Du für sie zusammengeschlagen wirst?
      • Schwerwiegende dauerhafte Verletzungen in Kauf zu nehmen, wenn Du sie vertrittst?
      • Eventuell umgebracht zu werden, wenn Du für sie eintrittst?
    • Für welche Werte bist Du im Falle eines Falles bereit, all dies nicht nur für Dich selbst in Kauf zu nehmen,
      sondern auch, wenn dies durch Deine Werte den Menschen droht, die Dir viel bedeuten?
  1. Bis Du schließlich zum ultimativen Stresstest kommst
    • Für welche Werte bist Du im Falle eines Falles bereit:
      • zu entscheiden, freiwillig zu sterben?
      • zu entscheiden, einen (oder mehrere) andere Menschen zu töten?

Nun, zu D ist noch etwas zu beachten, bevor Du diese ultimativen Fragen beantwortest!

Wenn es darum geht, zu entscheiden, freiwillig zu sterben oder andere Menschen zu töten, ist damit nicht dieser Mist im Sinne von
„Ich will als Märtyer*in für die Sache/Religion XYZ sterben und möglichst viele andere Menschen dabei verletzen und umbringen“ gemeint.
Dieser uga-uga-was-bin-ich-doch-besonders-seht-her-und-erinnert-euch-an-mich-Kram ist erbärmlicher Schwachsinn von Menschen, die so armselig sind, dass sie hoffen, dass wenigstens ihr Ableben dazu führen würde, dass jemand sich an sie erinnert.

Also nein, dieser tragisch-alberne Blödsinn ist nicht gemeint. Es geht stattdessen um die Bedeutsamkeit der Unbedeutsamkeit!

Welche Werte sind Dir derart wichtig, dass Du bereit bist für diese Werte zu sterben?

Nicht, um Dich selbst zu „beweihräuchern“, sondern um Deiner Prinzipien, Deiner Werte, willen?

  • Zu sterben, ohne dass jemals irgend jemand außer Dir davon wissen wird?
  • Zu sterben, ohne dass es auch nur den geringsten Unterschied an einem Fakt verursacht?

Zum Beispiel wenn Du irgendwo im Wald bist, völlig allein, fernab jeder Zivilisation?
Und Du vor der Entscheidung stehst, Deine Werte zu ignorieren und dafür zu überleben
oder aber Deinen Werten treu zu bleiben, auch wenn das heißt, dass Du dann definitiv stirbst?

Oder wenn Du mit anderen Menschen von einer Naturkatastrophe betroffen bist.
Und alle sterben werden, egal, ob Du an Deinen Werten festhältst oder nicht?

Oder einer dieser durchgeknallten Rassisten (m/w/d), die sich irrtümlich für die „Krone der Schöpfung“ halten, die Menschen um Dich herum erschießt, aber Dich gehen lassen will, weil Du die „richtige“ Hautfarbe, Religion oder was auch immer hättest?

Und welche Werte sind Dir derart wichtig, dass Du bereit bist für diese Werte zu töten?

Nicht zu töten, weil Du denken würdest, Du hättest das Recht dazu.
Oh, nein. Zu töten, obwohl Du es als Unrecht verstehst, einem Menschen das Leben zu nehmen.

  • Welche Werte rechtfertigen es für Dich dennoch zu töten, um Dir wichtige Werte zu verteidigen?
    Und dann die Verantwortung für dieses Schuld sowie die Schuldgefühle zu ertragen?

Wenn der soeben beispielhaft genannte Rassist (m/w/d) andere Menschen erschießt
und Du eine Waffe in die Hand bekommst – bist Du bereit zu töten, um diese Person von weiteren Morden abzuhalten?

Oder wenn eine Atommacht sein Nachbarland überfällt, die Einwohner*innen vergewaltigt, foltert, ermordet, ihre Kinder verschleppt,
die Infrastruktur zerstört, Umweltkatastrophen herbeiführt – bist Du bereit zu töten, um den Aggressor-Staat aufzuhalten?

Du hast Deine persönlichen Antworten gefunden, zumindest in Teilen?

Gut. Dann hast Du Deine Werte definiert. Wenigstens für Heute.
Denn die Definition Deiner Werte wird sich im Laufe der Jahre immer weiter verfeinern.
Auch werden mit der Zeit noch weitere Werte hinzukommen. Andere werden an Bedeutung verlieren.

Dadurch, das Du Werte definiert hast, bist Du nun jedoch schon weiter, als viele andere Menschen. Glückwunsch!

Lass uns jetzt noch einen Blick darauf werfen. wie Du Deine Werte vermitteln kannst.





„Da Werte zu den Dingen gehören, die uns letztlich zu den Menschen machen, die wir sind, gestatten wir anderen, uns genauer kennenzulernen, wenn sie unsere Werte betrachten.
Ein Gespräch über Werte macht uns immer auch ein Stück verletzbar.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025



Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder direkt weiterlesen …

Wege, um Werte zu vermitteln

Grundsätzliches zu den Wegen, um Werte zu vermitteln

  1. Der beste aller Wege: Du lebst Deine Werte vor!
  2. Du sprichst mit anderen Menschen über Werte (Ihre, Deine, die anderer Menschen).
  3. Deine Werte werden von Dir indirekt vermittelt. Indem Du zum Beispiel
    • über sie schreibst oder Videos, Podcasts oder Infografiken zu ihnen veröffentlichst,
    • Kleidung mit entsprechenden Statements trägst,
    • Aufkleber, Poster, Pins/Buttons dafür nutzt,
  1. Deine Vermittlung von Werten erfolgt ohne, beziehungsweise mit geringer, Erwartungshaltung.
  2. Du vermittelst Werte und verbindest dies mit dem Wunsch nach Anerkennung
    auf persönlicher und/oder beruflicher und/oder finanzieller Ebene.

Methoden der Kommunikation, um Werte zu vermitteln

  1. Das direkte Gespräch, nicht-digital
    • Das direkte Gespräch in nicht-digitaler Form führt dazu, dass sich Dein Gegenüber unmittelbar zu den von Dir vermittelten Werten verhalten wird. Du und Dein Gesprächspartner (w/d/m) werden dabei auf verschiedenen Ebenen miteinander interagieren. Dies geschieht sowohl bewusst als auch unbewusst. Ihr reagiert auf das Gesprochene/Gehörte, inklusive Tonfall und Betonung. Aber auch auf Körperhaltung, Mimik, Gestik, sowie auf Gerüche und chemische Botenstoffe. Auch die „Stimmung/Atmosphäre“ des Raums in dem das Gespräch stattfindet, hat einen Einfluss drauf, wie der verbale Austausch von Argumenten von Euch empfunden wird.
      Wichtiger Hinweis:
      Werden Themen nicht gemeinsam bestimmt, ist das eine negative Erfahrung für diejenige, die / denjenigen, der ignoriert wurde. Sieht nur ein Gesprächspartner [m/w/d] ein Thema als beendet an, ist das für das Gegenüber ebenfalls eine äußerst negative Erfahrung. Beides wird als abbügeln und herabwürdigen wahrgenommen. Es stellt eine beides ernsthafte Verletzung dar. Dies hat langfristige Folgen.)
    • Ich empfehle Dir das direkte, nicht-digitale Gespräch vorwiegend zu nutzen, wenn folgende Rahmenbedingungen erfüllt sind:
  1. Szenarium, im persönlichen Umfeld.
    Wenn Du Dich mit jemandem austauscht, mit der/dem Du bereits eine (relativ) feste Vertrauensbasis aufgebaut hast, ist eine Umgebung zu empfehlen, in der Ihr Euch gleichermaßen wohl fühlt. Die Gespräche sollten nicht-öffentlich und ohne dritte Zuhörende erfolgen.
    (Hinweis: Mich persönlich treibt oberflächlicher Smalltalk zur Weißglut. Ich empfinde das als Verschwendung kostbarer Lebenszeit und als nicht zielführend. Viele Menschen brauchen so etwas allerdings mindestens als Gesprächseinstieg, um sich sicherer und wohler zu fühlen, bevor sie in ernsthaftere Gespräche einsteigen wollen. Insbesondere gilt dies, wenn es um grundsätzliche Gespräche über Werte geht. Ganz am Anfang solltest Du also klären, wie das jeweils bei Deiner/Deinem Gesprächspartner*in und auch bei Dir ist und gemeinsam einen Konzens zu Zeitpunkten für Gespräche über Werte finden.)
  2. Szenarium, im persönlichen oder beruflichen oder ehrenamtlichen Umfeld, geplantes Gespräch.
    Wenn Du Dich mit jemandem austauscht, mit dem Du keine feste Vertrauensbasis aufgebaut hast, ist eine neutrale Umgebung zu empfehlen, in der Ihr Euch gleichermaßen sicher fühlt und die ihr beide jederzeit problemlos verlassen könnt. Die Gespräche sollten in der Öffentlichkeit stattfinden und Dritte sich einbringen können sollen, falls Euer Gespräch den zivilisierten Austausch verlassen würde.
    (Beispielhafte Orte: Eine öffentliche Diskussion auf einer Bühne.
    Oder auch ein Vier-Augen-Gespräch auf einer Sitzbank im öffentlichen Park, außer Zuhörweite aber in Rufweite Dritter.)
  3. Szenarium, im persönlichen oder beruflichen oder ehrenamtlichen Umfeld, ungeplantes Gespräch.
    Da Werte zu den Dingen gehören, die uns letztlich zu den Menschen machen, die wir sind, gestatten wir anderen, uns genauer kennenzulernen, wenn sie unsere Werte betrachten. Ein Gespräch über Werte macht uns immer auch ein Stück verletzbar. Wenn es zu einem ungeplanten Austausch mit jemandem aus dem persönlichen oder beruflichen oder ehrenamtlichen Umfeld über Werte kommt, kann dies daher dazu führen, dass Eure Vertrauensbasis zueinander deutlich gestärkt wird.
    Es kann allerdings auch dazu führen, dass der Kontakt abgebrochen wird, weil die Werte (vermeintlich) nicht zueinander passen. Das ist insbesondere dann tragisch, wenn weitere Gespräche den Eindruck korrigieren könnten.
    Klärt daher unbedingt zu Beginn des Gesprächs, ob es zu einer passenden Gelegenheit stattfindet oder Ihr Euch besser zu einem anderen Zeitpunkt zusammensetzt. Skizziert in diesem Zusammenhang auch Eure Erwartungshaltung und Zielsetzung. Wollt Ihr einen ersten Austausch über Werte und das Ganze mit zeitlichem Abstand dann vertiefen? Oder wollt Ihr Euch so viel Zeit nehmen, wie es braucht, bis Ihr alle Aspekte ausführlich besprochen habt?
  4. Szenarium, mit völlig Fremden, ungeplantes Gespräch.
    Wer Smalltalk überspringt oder zumindest abkürzt, kann auch mit völlig fremden Menschen durchaus anregende Gespräche über Werte führen. Dafür sind zum Beispiel Bushaltestellen, Bahnhöfe und Züge gut geeignet. Da geht es dann zum Beispiel schnell mal um die unterschiedliche Definition solcher Begriffe wie Freiheit, Sparsamkeit, Geselligkeit, Nachhaltigkeit, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Geduld, Toleranz, Benehmen und so weiter und auch zur Einordnung solcher Begriffe in persönliche Rangordnungen.
    Den meisten der entsprechenden Gesprächspartner*innen begegnen wir danach nie wieder.
    Und dennoch (oder gerade deshalb?) können solche Gespräche tiefschürfend sein und den Horizont erweitern.




„Es kommt bei digitalen Gesprächen zu einer Beschneidung der Interaktionsebenen.
Es ist daher wahrscheinlicher, als im nicht-digitalen Gespräch,
dass es zu Missverständnissen aufgrund von Fehlinterpretationen kommt.“

– Carmen Splitt, 27.03.2025



  1. Das direkte Gespräch, in digitaler Form
    • Beim direkten Gespräch in digitaler Form reagieren Du und Dein Gesprächspartner (m/w/d) ohne nennenswerte Zeitverzögerung aufeinander. Doch kommt es zu einer Beschneidung der Interaktionsebenen. Gerüche und chemische Botenstoffe entfallen. In der Regel ist nicht der ganze Körper zu sehen. Bei ausgeschalteter Kamera entfallen Mimik und Gestik. Tonfall und Aussprache werden durch die Übertragungswege beeinflusst. Durch all dies ist es daher wahrscheinlicher, als im nicht-digitalen Gespräch, dass es zu Missverständnissen aufgrund von Fehlinterpretationen kommt. Umso wichtiger ist es, dass die Möglichkeit gegeben und genutzt wird, sofort nachzufragen, wenn Unsicherheiten entstehen, ob das Gesagte so vom Gegenüber (m/w/d) gemeint ist, wie es aufgenommen/verstanden wurde.
    • Ich empfehle Dir das direkte Gespräch in digitaler Form außerdem nur unter folgenden Rahmenbedingungen zu nutzen:
  1. Szenarium, im persönlichen Umfeld.
    Mit jemandem, mit der/dem Du eine Vertrauensbasis aufgebaut hast, empfehle ich Dir
    Werte keinesfalls erstmals in einem digitalen Raum zu besprechen.
    Ein vertiefender Austausch zu einzelnen Aspekten bei vorab bereits besprochenen Werten kann hingegen sinnvoll sein. Auch wenn es darum geht, auf Alltags-Ereignisse einzugehen, die Werte berühren, über die Ihr Euch im Vorfeld in nicht-digitaler Umgebung ausgetauscht habt, ist eine Erörterung in Bezug auf das Alltags-Ereignis auch in digitaler Umgebung sinnvoll.
    Doch besprecht keinesfalls jemals einen Wert erstmals in digitaler Umgebung. Niemals.
    Das kann sich im schlimmsten Fall auf Eure Vertrauensbasis bis hin zu ihrer Zerstörung auswirken.
  2. Szenarium, im beruflichen oder ehrenamtlichen Umfeld, geplantes Gespräch.
    Wenn Du Dich mit jemandem im beruflichen oder ehrenamtlichen Umfeld austauscht,
    kann hingegen auf digitalem Wege eine Vertrauensbasis aufgebaut und gefestigt werden.
    Absolute Voraussetzung hierfür ist, dass die Gesprächspartner (w/d/m) vorab wissen, dass geplant ist, im Gespräch Werte zu thematisieren.
    Und die Gesprächspartner sollten darauf vorbereitet sein, dass unterschiedliche Werte vertreten werden (könnten).
    • Beispiel 1: Bei einer Diskussionsrunde sind Sprecher*innen vorgesehen, die zum Diskussionsthema unterschiedliche Positionen einnehmen. Es gibt Maximal-Positionen bei der Bewertung des Themas XYZ von absoluter Begeisterung bis zur tiefen Ablehnung. Und es gibt Zwischentöne bei der Bewertung. Allen Diskussions-Teilnehmer*innen sowie den Zuschauenden/Zuhörenden ist dies vorab bekannt.
    • Beispiel 2: Bevor ich eine Kundin / einen Kunden annehme, klären wir zuerst, ob unsere Grundwerte kompatibel sind. Ob eine Zusammenarbeit für beide Seiten Sinn macht. Erst danach geht es um weitere Werte im Gespräch, die Zielsetzungen und Erwartungen.
      (Worauf wird besonders Wert gelegt? Wird viel Freiraum gewünscht oder eher „strenge Zucht und Ordnung“ bei zeitnah zu absolvierenden Aufgaben? Möchte mein Gegenüber mehrere Alternativen von mir vorgestellt bekommen oder immer jeweils nur eine konkrete Vorgehensweise vermittelt bekommen?) Jede*r Mensch ist anders und die Werte-Rangordnung vorab zu besprechen, erleichtert es, die gewünschten Ziele schnellstmöglich zu erreichen.
  1. Die asynchrone Vermittlung von Werten per Text, Ton, Bild, Video
    • Anders als beim direkten Gespräch besteht eine geringere Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich unmittelbar zu den von Dir vermittelten Werten verhalten wird. Denn die soziale Erwartungshaltung, sich zu den von Dir vermittelten Werten sofort zu positionieren ist geringer.
      Das nimmt den sprichwörtlichen „Druck aus dem Kessel“.
      Wenn Du anderen Menschen Deine Werte auf diese Weise vermittelst, dann können sie diese kennenlernen , ohne dass sie sich selbst direkt dazu positionieren müssen. Sie können es, wenn sie dies möchten. Aber sie fühlen sich nicht dazu gedrängt.
      Da Deine Werte zugleich Deine Persönlichkeit widerspiegeln, erhalten die Lesenden/Zuhörenden/Zuschauenden parallel die Möglichkeit, sich ein Bild von Dir als Mensch zu machen. Ohne, dass sie hierfür gleich zu Beginn die „größere Hürde“ eines direkten Gesprächs angehen müssen. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt dieses Artikels über die Definition und Vermittlung von Werten sind, dem Einfluss der Evolution auf die „Geschwindigkeit“, mit der wir Entscheidungen treffen. Du erinnerst Dich?

      „Damals, als wir noch von Tag zu Tag von dem lebten, was wir an Essbarem sammeln oder erjagen konnten. Und jede Fehlentscheidung unmittelbare schwerste Verletzungen oder sogar den Tod bedeuten konnte. Für uns selbst oder andere Mitglieder unserer Gruppe. Damals, als die Menge der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten noch sehr überschaubar war. So wie die dazu bereitstehenden Informationen überschaubar waren und vorwiegend auf den begrenzten eigenen Erfahrungen beruhten. Und denen der eigenen Gruppe, in die wir geboren wurden oder uns angeschlossen hatten, kurz, mit der wir unterwegs waren. Es erhöhte die Überlebensrate unserer Art, wenn die Mehrheit der Individuen die zur Verfügung stehenden Optionen gründlich gegeneinander abwog. Selbst dann, wenn sich die Entscheidungsfindung unendlich hinzog. Denn keine Entscheidung zu treffen konnten wir uns – im Sinne des Überlebens – eher leisten, als eine Fehlentscheidung zu treffen.“

      Nun, dieser Überlebensmechanismus sitzt tief in unseren Knochen.

      Und die Begegnung mit einer/einem Fremden kann uns auch heutzutage erheblich schaden oder entscheidend weiterbringen. Beides ist möglich. Deshalb geben wir uns Mühe, unser Gegenüber so gut wie möglich einzuschätzen, bevor wir uns entscheiden, ob (und falls ja, in welchem Umfang) wir einen anderen Menschen in unser Leben zu lassen möchten. Das gilt für alle Lebensbereiche, ob persönlich, ehrenamtlich oder beruflich.

      Durch die asynchrone Vermittlung Deiner Werte (per Text, Ton, Bild, Video) bietest Du eine dauerhafte Möglichkeit der Einschätzung an. Und zugleich besteht die langfristige Option der Rückversicherung. Was Du aussagst und wie Du es tust, kann immer wieder aufs Neue gelesen, angehört und angesehen werden. Ohne, dass Du es Deinerseits immer und immer wieder ausführen musst.
    • Ich empfehle Dir die asynchrone Vermittlung Deiner Werte immer zu nutzen! Vorzugsweise in dieser Reihenfolge:
  1. Artikel und Beiträge auf Deiner eigenen Website verfassen
    (Wie Du Dir Deine eigene Website erstellst und sie optimierst habe ich Dir in diesem Fachartikel beschrieben. Link öffnet neuen Tab / neues Fenster zur internen Seite.)
    • Cornerstone-Artikel
    • Sonstige Green-Content-Artikel
    • Beitrags-Cluster
    • Sonstige Beiträge
  2. Erstellung von Videos
    • Nutzung der Videos in den sozialen Medien
      • Listung auf Videoplattformen, je nach weiteren Verwendungswünschen
      • Verwendung der Videos auf weiteren Social-Media-Plattformen, durch Teilung von den Videoplattformen aus und/oder direkten Upload
    • Datenschutzkonforme Einbindung der so veröffentlichten Videos auf Deiner Website
    • Nutzung der Videos für weitere Zwecke (Einbindung Newsletter, Onlinekurse, Paketangebote, …)
  3. Erstellung von statischen und animierten Grafiken
    • Nutzung der Grafiken auf Deiner Website
    • Verwendung der Grafiken in den sozialen Medien
    • Nutzung der Grafiken mit entsprechenden Statements auf Kleidung, Aufkleber, Poster, Pins/Buttons und so weiter
    • Verwendung der Grafiken für weitere Zwecke (Newsletter, Onlinekurse, Paketangebote, …)
  4. Erstellung von Tonaufnahmen
    • Nutzung der Tonaufnahmen in den sozialen Medien
      • Listung auf Podcastplattformen, je nach weiteren Verwendungswünschen
      • Verwendung der Tonaufnahmen auf weiteren Social-Media-Plattformen, durch Teilung von den Podcastplattformen aus und/oder direkten Upload
    • Datenschutzkonforme Einbindung der so gelisteten Podcasts und weiterer Tonaufnahmen auf Deiner Website
    • Nutzung der Podcasts und weiteren Tonaufnahmen für zusätzliche Zwecke (Einbindung Newsletter, Onlinekurse, Paketangebote, …)
  5. Beiträge in den sozialen Medien verfassen, kommentieren, andere Beiträge teilen
    • Auswahl und Nutzung der Plattformen nach den Haupt-Kriterien:
      • Wie gut ist die Vermittlung von Werten direkt auf der Plattform möglich?
      • In welchem Umfang ist der Austausch über Werte direkt auf der Plattform möglich?
    • Auswahl und Nutzung der Plattformen nach den Neben-Kriterien:
      • Nutzung der Beiträge auch außerhalb der jeweiligen Plattformen (Stichwort Einbettung!)
      • Verwendung der Beiträge auch außerhalb der jeweiligen Plattformen (Stichwort Teilung)
      • Zeitdauer in der die Beiträge auf den jeweiligen Plattformen Traffic zur Website leiten
      • Zeitfenster der Sichtbarkeit der Beiträge auf den jeweiligen Plattformen
      • Interaktionsrate mit Beiträgen auf den jeweiligen Plattformen
      • Konversionsrate der Beiträge innerhalb der jeweiligen Plattformen
      • Rate der Konversion der Beiträge der jeweiligen Plattformen hin zur eigenen Website
      • Konversionsrate der Beiträge der jeweiligen Plattformen hin zu weiteren Zielpunkten

Glückwunsch! Jetzt hast Du einen recht guten Überblick dazu, wieso Du Deine Werte definieren und vermitteln solltest.
Du kennst die 32 größten Fehler, die es beim Thema Werte gibt und wirst sie zukünftig (noch besser) vermeiden können.
Bei einigen Werten hast Du außerdem erfahren, wie ich selbst zu ihnen gekommen bin und welche Haltung ich zu bestimmten Dingen habe.
Du hast also meine Denk- und Arbeitsweise und dadurch auch mich als Mensch ein wenig (besser) kennengelernt.

Wenn wir auf einer Wellenlänge sind, dann freue ich darauf, mit Dir zusammen das Thema Werte weiter zu vertiefen!
Hier findest Du die aktuellen Möglichkeiten dazu:

Angebote und weitere Beiträge zum Thema Werte

Rund um das Thema „Werte vertreten“ kannst Du aktuell unter diesen Angeboten von mir auswählen:

Onlinekurse

  • Folgen in Kürze

Webinare und Workshops

Artikelreihe und Blogbeiträge