Facebook beruflich nutzen geht jetzt anders - Erfahrungsbericht von Carmen Splitt, Social Media-Coach, Bloggerin, Kreuzspinnerin

Facebook beruflich nutzen geht jetzt anders!

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  1. Zweifel und Erkenntnisse Woran ich merkte, dass etwas nicht stimmte. Welche Schlüsse und Konsequenzen sich dadurch ergaben.
  2. Rückblick auf meine bisherige Facebook-Nutzung
    Warum und wie ich Facebook seit 2013 beruflich nutzte und warum eine generelle Änderung fällig wurde.
  3. Neue Wege Wie ich Facebook nun stattdessen nutze und auch Du dies tun solltest.
  4. Zusammenfassung und Empfehlung Das wichtigste auf den Punkt gebracht.

Als Arbeitnehmerin war Facebook für mich ein Tabu. Denn ich habe das Netzwerk schon immer als sehr zeitintensiv eingestuft. Facebook beruflich nutzen – das macht nur Sinn für Selbständige, SeelsorgerInnen, Zoos und Tierparks, gemeinnützige Organisationen, PolitikerInnen und VertreterInnen der Medien. Davon bin ich nachwievor überzeugt! 🙂

Ich bin daher erst seit dem Jahr auf Facebook, in dem ich mich selbständig machte, seit 2013. Zuerst legte ich mir „damals“ ein persönliches Profil an, um mich mit diesem Netzwerk vertraut zu machen. Als ich mich 2013 dann mit meiner ersten Marke selbständig machte, launchte ich zeitgleich die entsprechende Website und die dazugehörige Facebook-Fanpage. Klappte ganz gut. Ich probierte mich aus. Testete verschiedene Contentformate, Interaktionsvarianten, Schwerpunktinhalte – bis 2016 hatte ich die Fanzahlen dieser ersten Fanpage auf über 3.300 Fans gesteigert.

Tolle Zahl. Aber was brachte mir das nun?

Spoileralarm: Ich verdiente weit weniger Geld auf Facebook, als Facebook an mir.
Aber, nun ja, ich erreichte stattdessen mein damaliges allererstes Hauptziel, nämlich den Imageaufbau.
Und das strahlt bis Heute sehr positiv auf meine anderen Marken aus!

Der Imageaufbau war allerdings verbunden mit einer gigantischen Arbeitsbelastung. Und wenn ich gigantisch sage, meine ich es auch so. Wenn ich nicht bei der Recherche vor Ort war oder der Bildbearbeitung, dem erstellen von Blogbeiträgen und Videobeiträgen, dem kreieren neuer Gewinnspiele, der technischen Verbesserung der Website, den Marketingmaßnahmen, … – tja, dann war ich ständig am posten, am reagieren auf die Kommentare der Fans und der Gegner meiner Fanpage oder ich war mit dem schalten von Werbeanzeigen beschäftigt. Klar, das machte Spaß. Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls. Dann schlug meine Begeisterung um, in zunehmende Genervtheit.

Ich hetzte mich ab. Tat alles, um die Fanpage für meine Zielgruppe so interessant wie möglich zu machen. Es gelang mir zwar recht gut, aber zugleich wuchs meine Frustration täglich proportional mit meiner zunehmenden Erschöpfung. Es war so ätzend, für jedes Like derart ackern zu müssen und parallel dann auch noch bei meinem Kampf um meine Lebensgrundlage so ernüchternd im Stich gelassen zu werden (insbesondere wenn dies durch Menschen passierte, die mich in der nicht-digitalen Welt kannten und die sich als meine FreundInnen bezeichneten).

Mir kreativen Pausen zu gönnen war mir auch nicht möglich, zu schnell strafte Facebook schon damals für „mangelndes Engagement“ ab. Immer schneller und schneller, immer mehr posten – dazu forderte mich die Plattform permanent auf.

Was Facebook wollte, war mir dann allerdings irgendwann schnurzpiepegal.
Überhaupt, Facebook beruflich nutzen – das fand ich gar nicht mehr so wünschenswert.
Ich wollte Facebook beruflich nutzen, aber mich doch nicht benutzen lassen.
Ich war echt angepisst. 

Warum arbeitete ich eigentlich so hart für den Erfolg von Facebook, statt für den Erfolg meiner eigenen Selbständigkeit?

Ich machte eine Vollbremsung und stieg für mehrere Monate komplett aus den sozialen Medien aus, um endlich nicht mehr zu reagieren, sondern verdammt noch einmal endlich wieder ins agieren zu kommen. Schließlich hatte ich mich selbständig gemacht, um selbstbestimmter zu leben und ganz gewiss nicht, um mich von einer Social Media-Plattform vor ihr her treiben zu lassen, wie eine Kuh vom Bauern beim Almauftrieb in den Obertauern.

Also entschied ich mich dazu, in Kauf zu nehmen, von Facebook ad acta gelegt zu werden und somit möglicherweise drei Jahre meines Lebens als wertvolle Erfahrungswerte zu verbuchen.

Ich nahm mir die Zeit, einen genauen Blick auf mein Portfolio zu werfen und begann es in verschiedene Sparten aufzuteilen. Neue Techniken und neue soziale Netzwerke kamen auch ins Spiel. Als ich mit dem Ergebnis schon einigermaßen zufrieden war und auf Facebook und Co. weitermachen wollte, hatte ich einen Unfall (Treppensturz mit erheblichen gesundheitlichen Folgen). So kam es zu einer erzwungenen Verlängerung meiner Pause. Viel Zeit, um unter anderem darüber nachzudenken, ob ich überhaupt weiterhin Facebook beruflich nutzen sollte.
Und falls ja, welche Auswirkung meine heutige Nutzung auf meine berufliche Entwicklung in 5, 10, 15 Jahren haben wird.

War wohl ganz gut so, denn in dieser Zeit gab es einige sehr drastische Veränderungen bei Facebook (Feed-Algorithmen, Messenger-Stärkung, Push-Nachrichten, der Politikwechsel Facebooks nun nicht länger mehr der Traffic-Zulieferer sondern vorrangig das Traffic-Ziel zu sein, die Wandlung zur Videoplattform, Verdreifachung der Anzeigenpreise, Unterbindung …).

In mir reifte eine folgenschwere Erkenntnis.

Mir ging regelrecht ein Kronleuchter auf. Facebook unterlief erfolgreich meine grundlegende Lebenseinstellung „Hauptsache praktisch, dann gerne zusätzlich noch schön“. Und dieser Werbeanzeigenverkäufer machte das schon eine ganze Weile.

Ganz egal, um welchen Lebensbereich es bei mir geht – für mich ist es nämlich wichtiger, dass etwas praktisch ist, als dass es schön ist. Ob Auto, Software, Schuhe oder sonst etwas – Hauptsache es ist vor allem praktisch und es erleichtert mir das Leben. Auch auf Facebook traf das ursprünglich zu. Aber das Netzwerk hatte sich verändert und ich steckte zu tief drin, um es sofort zu merken. Aber besser spät als nie.

Damals, im Jahr 2013 war Facebook die beste aller Wahlmöglichkeiten, um gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

  • Facebook war gleichzusetzen mit Interaktion und gemeinsame Kreativität mit den Fans der Fanpage. (Seit 2014 jährlich ein Stückchen schwieriger geworden. Es gibt einen Übersättigungseffekt.)
  • Es war ein enormer Traffic-Booster für die Website und das in der Regel kostenfrei. (Ab 2015 hat sich das geändert. Das ist jetzt Geschichte.)
  • Du konntest mit einem Klick viele Menschen erreichen. (Klappt nachwievor, mit bestimmten Themen und Techniken. Allerdings ändert Facebook ständig die Regeln dafür und zwar ohne Vorwarnung!)
  • Du hattest ein zusätzliches Marktsegment. (Das ist geblieben, wenn auch der offene Mark in FB gezielt verkleinert wird. Facebook wird zunehmend raffgieriger.)
  • Du konntest etwas für Deinen Expertenstatus tun. (Das geht nachwievor, in gewisser Weise kann das sogar besser klappen, als vorher.)

Facebook ist also durchaus immer noch praktisch. Doch das ist das Netzwerk nur, wenn Du es richtig nutzt, statt Dich von dem Internetgiganten wie der Ochs am Nasenring durch die Arena führen zu lassen.

Ich hatte mich jedenfalls wieder daran erinnert, dass es Facebook um andere Dinge geht, als mir.

Facebook geht es um den eigenen Gewinn. Ich als Kundin bin der Plattform dabei eher Latte macchiato. Und meine Kundinnen und Kunden sind Facebook erst Recht gleichgültig. Es sind für Facebook nur Nummern, mit denen argumentiert wird, dass es sich lohnen würde, noch mehr Geld in Facebook-Werbeanzeigen zu stecken.

Komplett aussteigen – keine Option. Als Social Media-Coach (und auch privat) kann und will ich nicht völlig auf Facebook verzichten. Aber ich änderte meine Facebook-Strategie.

Facebook beruflich nutzen geht jetzt anders!

  • Ich hatte seit 2013 für jede meiner Marken eine eigene Facebook-Fanpage erstellt und noch zusätzlich einige Fanpage zu Themen, die mich rein privat interessieren. Nun machte ich die Veröffentlichung aller Fanpages rückgängig. Ja, auch die Fanpage die schon 2016 über 3.300 Fans hatte! (Die Seiten bleiben im Facebook-Archiv erhalten und können von mir reaktiviert werden, wenn ich den Zeitpunkt für gekommen halten würde. Jedenfalls gilt das, falls Facebook nicht mal wieder seine Hausregeln ändert.)
  • Ich erstellte Ende 2018 eine einzige nigelnagelneue Haupt-Fanpage, passend zu meiner Marketingumstellung zur Personenmarke. (Hier geht es zu meiner neuen Haupt-Fanpage auf Facebook Wenn sie Dir gefällt, freue ich über ein Seiten-Like von Dir.)
  • Zusätzlich habe ich noch eine öffentliche Facebook-Gruppe zum Thema Social Media Basiswissen gestartet. (Werde gerne Mitglied, auch darüber freue ich mich.)
  • Für eine weitere meiner Marken (erstmals eine, die ich nicht allein, sondern in Zusammenarbeit mit einer Geschäftspartnerin aufbaue und somit Arbeitsteilung herrscht) habe ich noch eine weitere Fanpage erstellt. Vielleicht kommt später noch eine Facebook-Gruppe dazu.
  • Und ab und an bin ich auch privat auf Facebook unterwegs.

Und das war es dann. Mehr mache ich auf Facebook nicht mehr. Ich bin durch Beobachtungen und vor allem eigene Erfahrungen mit dieser Plattform um einiges schlauer geworden.

Wenn Du Dir Unterstützung bei dem einen oder anderen Thema wünschst, dann buche Dir doch einfach ein kostenfreies 45minütiges Schnupper-Coaching bei mir.* Wir werfen gemeinsam einen Blick auf Deine drängendste Frage und Du findest nebenbei heraus, ob ich der für Dich richtige Coach bin. *(Der Link führt Dich zur Buchungsmöglichkeit auf edudip, der Webinarplattform meines Vertrauens. Weitere Infos zum Umgang mit Deinen Daten findest Du in der Datenschutzerklärung.)

Also mehr oder weniger doch weiter, wie bisher? Nur den Umfang der Vielseitigkeit beschnitten? Nein. Ich nutze Facebook 2019 tatsächlich anders!

Facebook beruflich nutzen geht jetzt anders - Erfahrungsbericht von Carmen Splitt, Social Media-Coach, Bloggerin, Kreuzspinnerin

Früher habe ich sehr viel umgehend auf Facebook gepostet, sobald ich es auf einer meiner Websites veröffentlicht hatte. Da ich Facebook als meinen Hauptkanal ansah, kam es oft sogar vor, dass ich zuerst etwas auf Facebook schrieb, dann schaute, ob ich noch Zeit hatte, auch etwas auf meiner Website dazu zu schreiben. Hinzu kamen noch jede Menge Beiträge, die ich ausschließlich für Facebook verfasste. Mal ganz abgesehen von den Beiträgen Dritter, die ich geteilt habe.

Nun haben sich meine Prioritäten geändert.

Facebook steht nicht mehr an erster Stelle, sondern rangiert am hinteren Ende meiner beruflichen Überlegungen.

Meine Reihenfolge für Contenterstellung und Contentverbreitung lautet beispielsweise nun so : Website, Newsletter, Youtube, Pinterest, edudip, Facebook, Twitter, weitere Kommunikationskanäle.

(Vorher war die Reihenfolge wie folgt: Facebook, Website, Twitter, Youtube, weitere Kommunikationskanäle, edudip. Pinterest hatte ich nicht einmal auf dem Schirm.)

Auf der Plattform Facebook hat sich außerdem mein Nutzerverhalten geändert. Ich nutze Facebook erneut für den Markenaufbau. Diesmal für die Personenmarke Carmen Splitt, Social Media-Coach, Bloggerin und Kreuzspinnerin. Denn das ist es nun einmal, wer und was ich bin. (Der ursprüngliche Ansatz, meine thematischen Inhalte voneinander fern zu halten, war Quatsch. Das war ein typischer Anfängerfehler als Selbständige. Ich hatte die üblichen Denkmuster einer Angestellten noch nicht überwunden und mein Leben und meine Arbeit daher weiterhin in Themensparten aufgeteilt.). Aber ich erledige den Markenaufbau auf Facebook diesmal eher nebenher. Denn es macht wenig Sinn mehr Zeit als nötig auf Facebook zu verbringen. 😉

Meine Kundschaft kam noch nie nur deshalb zu mir, weil ich auf Facebook bin. Denn noch immer wissen viele Selbständige mir der Plattform noch nicht so richtig etwas anzufangen. Für die Kundenakquise haben sich da ganz andere Kanäle herauskristallisiert. Facebook wird von meinen Interessenten hingegen (wenn überhaupt) genutzt, um das Bild von mir abzurunden, bevor die Kontaktaufnahme mit mir erfolgt. (Ich frage ja immer nach, auf welche Weise eine Kundin/ ein Kunde auf mich aufmerksam geworden ist. Wenn eine Empfehlung der Grund ist, möchte ich mich schließlich bedanken können. Und wenn sich herausstellt, dass über eine meiner Social Media Kanäle mehr Neugier auf meine Angebote geweckt wird, als auf anderen, berücksichtige ich das natürlich.)

  • Daher setze ich auch auf Facebook verstärkt auf Green Content. Die Plattform stellt hierfür (zurzeit) offiziell zurzeit den Weg des Video-Contents zur Verfügung. Den nutze ich. Wobei ich damit experimentiere. Ich wechsle zwischen geteilten YouTube-Inhalten und nativ auf Facebook hochgeladenen Videos. Ich bin auch gespannt, ob auf Dauer ein nativer Upload auf Facebook möglicherweise negative Auswirkungen auf meine YouTube-Kanäle hat, wenn ich dort dieselben Videos hochlade (oder hat das vielleicht sogar positive Effekte?). Auch mit der zeitlichen Reihenfolge experimentiere ich (Erst YouTube, dann Facebook und vice versa, zeitliche Abstände, et cetera). Live-Streams kommen bald als Ergänzung hinzu.)
  • Außerdem habe ich jetzt feste Zeiten, um mich mit Facebook zu beschäftigen. Ich schaue seltener „nur mal zwischendurch“ nach, was es so gibt.
  • Zusätzlich nutze ich die Planungstools von Facebook. Wenn meine Jahresplanung mir sagt, dass bald ein besonderes Ereignis im Kalender steht oder ich einen Themenwechsel beim Content für den nächsten Monat eingeplant hatte, dann schreibe ich mehrere Beiträge in einem Schwung und die Veröffentlichung erfolgt zeitversetzt, so wie von mir geplant.
  • Push-Marketing wird von mir weiter minimalisiert und hauptsächlich dazu verwendet, mein Pull-Marketing zu verfeinern. Folgerichtig nutze ich zwar weiterhin Facebook-Anzeigen. Aber ich nutze sie nur noch selten, um Angebote unter die Leute zu bringen. Stattdessen lege ich den Fokus darauf, dass meine inhaltlichen Themen bekannter werden. Der Rest ergibt sich dann von allein.

Vor allem aber ist es mir wichtig, dass Facebook mich zwar als Werkzeug dafür nutzt, mit Werbeanzeigen Geld zu verdienen, aber ich wiederum stets daran denke, dass Facebook nicht der Heilige Gral ist, sondern nur ein Accessoire. Für mich ist auch Facebook nur ein Werkzeug. So wie ein Auto eines von vielen möglichen Werkzeugen ist, um mich von A nach B zu bringen. So ist Facebook nur ein Werkzeug, um mich und das, was ich zu sagen habe, von mir zu Deinem Endgerät und damit zu Dir zu bringen.

Zusammenfassung und Empfehlung

  • Wer zum eingangs genannten Personenkreis zählt, die/ der sollte Facebook beruflich nutzen.Facebook beruflich nutzen – das macht nur Sinn für Selbständige, SeelsorgerInnen, Zoos und Tierparks, gemeinnützige Organisationen, PolitikerInnen und VertreterInnen der Medien.
  • Facebook ändert ständig seine Anforderungen, wie Du die Plattform nutzen sollst, um erfolgreicher zu sein. (Oder besser gesagt, um Dich zu noch stärkerer Interaktion zu veranlassen, so dass Du das Verkaufsargument für Facebook-Werbeanzeigen bedienst.)
  • Es ist Dein gutes Recht, Deinerseits zu überdenken, ob und falls ja, wie Du Facebook beruflich nutzen willst und eventuelle Anpassungen vorzunehmen. (Das solltest Du übrigens regelmäßig tun und zwar in allen Bereichen, nicht nur bei dieser Plattform.)
  • Wenn Du Facebook beruflich nutzen willst, dann wende auch hier eine Green Content Strategie an. (In 2019 und Folgejahre heißt das: Setze auf Videos!)
  • Denke stets daran, dass Deine Priorität ist, Facebook als Mittel zum Zweck zu verwenden. (Facebook ist ein Weg unter vielen, es ist jedoch nicht das Ziel Deiner Anstrengungen!)

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Profilbild von Carmen Splitt

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