Digitale Kirche und Onlinekirche im Überblick

Digitale Kirche und Onlinekirche im Überblick

Was ist mit den Begriffen „digitale Kirche“ und „Onlinekirche“ gemeint? Informationen zu Bedeutung, Verfahrensweisen, Chancen und Risiken!

Was für ein Kuddelmuddel. Genau das ist es doch, was vielen durch den Kopf geht, wenn das Stichwort „digitale Kirche“ fällt. Und noch verwirrender wird es, wenn munter zwischen den Begriffen „digitale Kirche“ und „Onlinekirche“ hin und her gesprungen wird. Soll ich Dir was sagen? Der Eindruck stimmt. Wir haben beim Thema digitale Kirche ein gehöriges Chaos. Wieso? Weil jede*r etwas anderes darunter versteht.
Vor allem jedoch, weil diejenigen, die unter „digitale Kirche“ ähnliches verstehen, wiederum Erwartungen daran haben, die ihrerseits unterschiedlicher kaum sein könnten! So manches Mal werden „digitale Kirche“ und „Onlinekirche“ zusätzlich auch noch als Synonyme verwendet.
Was auch nicht gerade für Erhellung sorgt.

Was also zählt denn so alles zur digitalen Kirche? Und was zur Onlinekirche? Welche Vorstellungen sind mit diesen Begriffen verbunden?
Was sind die jeweiligen Vorteile und Nachteile, die dabei jeweils in der digitalen Kirche und der Onlinekirche gesehen werden?

Und wo wir schon einmal dabei sind: Was ist generell mit den Sorgen und Hoffnungen rund um die digitale Kirche in Bezug auf Kirche im Allgemeinen?
Sind sie realistisch oder übertrieben?

Fragen über Fragen. Beginnen wir mit einer Begriffsklärung …

Inhaltsverzeichnis

  • Begriffsklärung: digitale Kirche und Onlinekirche
    • Übersicht der begrifflichen Deutungsebenen
    • Kleine Zusammenfassung
    • Die Knackpunkte
    • Statement von Landesbischof Ralf Meister zum Rücktritt von Frau Kurschus (EKD)
      als passender Übergang zum nächsten Kapitel, den Grundsatzfragen
  • Grundsatzfragen zur digitalen Kirche und Onlinekirche
    • 2 sehr konträre Vorstellungen kirchlicher Institutionen zur digitalen Kirche
    • Warum die Gesetzmäßigkeiten der digitalen Kirche und Onlinekirche so wichtig sind
      • Wieso es ein Riesenproblem ist, die Gesetzmäßigkeiten zu ignorieren
      • Wie digitale Kirche und Onlinekirche es schaffen können von ihnen zu profitieren
    • Formwandelbarkeit durch die Erkennbarkeit des harten Kerns.
    • Rollenverteilung und zum Rollenumfang
    • Zielsetzung bei der Nutzung
    • Verantwortlichkeit und Arbeitsaufteilung bei der Gestaltung des eigenen Bereichs

Begriffsklärung: digitale Kirche und Onlinekirche

Digitale Kirche und Onlinekirche Begriffsklärung

Es gibt unterschiedliche Sichtweisen dazu, was unter „digitale Kirche“ zu verstehen ist:

  • Im Sinne eines Synonyms für die Digitalisierung (von Arbeitsvorgängen) der Kirche.
  • Als Synonym für Kirchengemeinden und anderen und kirchlichen Organisationen, die in den digitalen Medien auffindbar sind.
  • Oft als Oberbegriff für ein Sammelsurium der digitalen Kommunikationskanälen von kirchlichen Organisationen (über die deren altbekannte Formate in bekannter Weise nun halt ebenfalls ausgespielt werden).
  • Im Sinne von Kirchengemeinden und anderen kirchlichen Organisationen, die in den digitalen Medien nicht nur auffindbar, sondern dort auch (oder ausschließlich dort) aktiv tätig sind.
  • Als mehr oder minder abstrakte Vorstellung die kirchliche Organisationen haben, dass es sich um einen Ort handelt, um irgendwie mehr Menschen (wieder) zu erreichen. (Mit angepassten altbekannten Formaten sowie ganz neuen Formaten, welche gezielt für die digitale Welt erstellt werden.).
  • Im Sinne der Gemeinschaft der Christ*innen die Mitglieder einer Kirche sind und sich in der digitalen Welt aufhalten.
  • Oder im Sinne der Gemeinschaft derjenigen Christ*innen, die der Institution Kirche enttäuscht, frustriert und wütend den Rücken gekehrt haben, weil das Verhalten der Institution ihrem eigenen Verständnis von Christentum widerspricht. Also einer aus der Not heraus zunehmend wachsenden Gemeinschaft der aus Überzeugung kirchenfernen Christ*innen, die sich in der digitalen Welt aufhalten und dort nach Lichtblicken suchen.
  • Weltweit verstehen teilweise Menschen auch sich selbst darunter. Sie sehen sich selbst als eine Art persönliche Stellvertreter*in Gottes in den digitalen Medien an und auf Basis dieser Vorstellung gründen sie ihre eigenen Kirchen. Mit sich selbst als Kirchenleiter*in bis hin zur zu verehrenden Zentralfigur. Und mit Standpunkten und Glaubenssätzen und Riten, die innerhalb und außerhalb dessen liegen können, was von etablierten Kirchen als Teil des christliches Spektrums interpretiert werden kann.
  • Als metaphysisch betrachteter Bestandteil von Gottes Schöpfung.
  • Im Sinne eines metaphysisch betrachteten Bestandteils von Gott höchstselbst.
  • Als eine Mischung von mehreren bis hin zu allen der genannten Betrachtungsweisen.

Bei der Bandbreite von Deutungsebenen ist es wohl nachvollziehbar, dass es in absehbarer Zeit wohl auch weiterhin zu Missverständnissen bei Diskussionen über die digitale Kirche und/oder die Onlinekirche kommt. Dass sie quasi an der Tagesordnung sind, oder?

Daher ist es wichtig, dass bei jedem Einstieg in ein Gespräch über digitale Kirche und Onlinekirche zuerst einmal eine gemeinsame Sprachebene gefunden wird. Ist es nicht möglich, sich auf eine gemeinsame Definition zu einigen, sollte bei jedem Argument darauf hingewiesen werden, welche Interpretation dabei als Basis dient.

Kleine Zusammenfassung

Mit dem Begriff „digitale Kirche“ können alle genannten Aspekte abgedeckt werden.

Der Begriff „Onlinekirche“ lässt hingegen die Aspekte der digitalen Kirchenverwaltung eher außen vor.
Ebenso, wie die Digitalisierung der täglichen Arbeit von Pastor*innen, Pfarrer*innen und Diakon*innen mit den ehrenamtlichen Kirchenvorstandsmitgliedern, Gruppenleitungen und Co. eher nicht umfasst wird.

Der Begriff „Onlinekirche“ ist also eine Teilmenge der „digitalen Kirche“. Es ist die größte und wichtigste Teilmenge, um genau zu sein. Aber eben genau das. Eine Teilmenge. Nicht alles.
Was sowohl ein Risiko als auch eine Chance ist. Je nach Blickwinkel.
Denn ohne die anderen Bestandteile (digitale Kirchenverwaltung und Digitalisierung der täglichen Arbeit der Hauptamtlichen) sind einige Deutungsebenen von digitaler Kirche zum Scheitern verurteilt. Nämlich all jene Deutungsebenen, die eine „verwaltete Kirche“ mit festen Strukturen, Hierarchien und vorgegebenen einschränkenden Kommunikationsroutinen voraussetzen.

Die Knackpunkte:

Wie gut oder schlecht also zum Beispiel die einzelnen Gliederkirchen der EKD in der Onlinekirche bereits aufgestellt sind und/oder sich gegenwärtig und zukünftig aufstellen, hängt somit maßgeblich von vier Faktoren ab:

  1. Dem Willen und der Fähigkeit zur Digitalisierung der Kirchenverwaltung sowie der täglichen Arbeit der Hauptamtlichen.
  1. Dem Willen und der Fähigkeit etablierte Strukturen und Hierarchien zu hinterfragen sowie aufzubrechen und abzuschaffen.
  1. Dem Willen und der Fähigkeit der Pastor*innen und Pfarrer*innen sich in der digitalen Kirche und Onlinekirche zu engagieren sowie als Brückenbauer*in zwischen der eigenen (Landes)Kirche und der digitalen Welt zu fungieren sowie dazu, sich hinterfragen zu lassen. Kurz und gut – flexiblen Halt zu geben. So wie ein Anker. Ein Anker der gefestigt genug ist, um das Schiff nicht abtreiben zu lassen. Und zugleich flexibel genug ist, um auf Wellengang und veränderte Strömungen zu reagieren. Ein Anker, der in der Lage ist, Bewegungen aufzunehmen, ohne zu brechen. Und der fähig ist zu verhindern, dass das Schiff abtreibt.
  1. Dem Willen und der Fähigkeit von Christ*innen (aller Konfessionen) sowie von Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften sowie von Agnostiker*innen und Atheist*innen, dazu, das Online-Dasein der Kirche(n) wertschätzend zu begleiten und korrigierend zu unterstützen. Denn eines steht fest: Die Gesetzmäßigkeiten der digitalen Welt anzuerkennen fällt so manchen Hauptamtlichen schwer. Sich hinterfragen zu lassen fällt einigen dabei noch schwerer. Gar die Kritik aufzunehmen, an sich selbst und an den Gegebenheiten innerhalb der (eigenen Landes)Kirche zu arbeiten, um die strukturelle Gewalt der Kirche nicht auch noch in der digitalen Welt fortzuführen – das fällt einigen am schwersten! Darum dürfen diejenigen Hauptamtlichen, die Angst vor einem vermeintlichen Autoritätsverlust (oder einem realen – und dringend notwendigen – Machtverlust) haben, nicht allein gelassen werden. Hier sind wir alle gefragt.

Der Wille und die Fähigkeit zur Anpassung – das sind also (wie so oft im Leben) die grundsätzlichen Faktoren, die über Gedeih und Verderb entscheiden! Stimmt Dich das mit Blick auf die Zustände in Deiner (Landes)Kirche jetzt eher optimistisch oder pessimistisch?

Vielleicht geht es Dir ja wie mir und beides trifft zu.

Ich kann Dir aber sagen, was es bei mir definitiv verstärkt:
Die Entschlossenheit, die Missstände in der Kirche (insbesondere in „meiner“ Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers) weiter zu bekämpfen. Und zwar von innen. Denn nur so können die zugrundeliegenden gewalttätigen Strukturen aufgebrochen und beseitigt werden. Von innen. Nicht von außen. Das ist einer der drei Gründe, warum ich persönlich nachwievor Kirchenmitglied bin. Obwohl ich aufgrund der Erlebnisse, die ich mit unserem aktuellen „Landesbischof“ und mit mehreren „Regionalbischöf*innen“ gemacht habe, seit Jahren keine Kirche mehr betreten kann.

In diesem Zusammenhang:

Eine Anmerkung aus gegebenem Anlass

Dass ausgerechnet Landesbischof Ralf Meister im Zusammenhang mit dem Rücktritt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, eine mangelnde Transparenz bei der Kommunikation zu den Vorgängen bedauert, ist so absurd lächerlich, dass ich einen Lachkrampf bekam, als ich es las. Aber es kam noch besser.

Ausgerechnet Landesbischof Ralf Meister wagt es, verloren gegangenes Vertrauen in die Kirche zu bedauern.
Das ist wirklich ein Hohn sondergleichen!

Dass gerade er sich erdreistet, „Bedauern“ darüber zu äußern, dass „Betroffene aus dem Blick verloren werden“, ist der Hammer.

Aus seinem Mund zu hören, dass „das Verhalten der EKD-Synode und anderer kirchenleitenden Akteure erbärmlich sei“ und das wir „auf dem Weg zu einer gnadenlosen Kirche sind“ ist an Satirewert kaum zu überbieten.

Sein Versuch, sein Statement im Nachgang als vermeintlich „selbstkritisch“ darstellen zu wollen, kann nur als kläglicher Versuch angesehen werden, seine immense Scheinheiligkeit verschleiern zu wollen.

Um es deutlich zu sagen:

Ein Ralf Meister, dem es vorwiegend um den eigenen Machterhalt geht und herzlich wenig um Seelsorge. Der peinlichst genau darauf achtet, dass diejenigen, die ihm für seine Karriere nützen, möglichst schnell (auch trotz nachgewiesener Unfähigkeit!) in der Kirchenhierarchie nach oben befördert werden. Ein Ralf Meister, dem das Wohlergehen der ihm anvertrauten Mitarbeiter*innen und Gemeindemitglieder so „viel wert“ ist, dass er die Methodik des Vertuschens, Leugnens, des Aussitzens und Totschweigens, der Drohungen und Diskreditierungen zu einer wahrhaften „M e i s t e r s c h a f t“ erhoben hat, dem steht es wirklich nicht zu, sich über das Verhalten von irgend jemanden zu mokieren. Stattdessen sollte er ein wenig Selbstreflektion an den Tag legen und sich auf zwei Dinge beschränken:

  1. Beschämt vor der eigenen Haustür kehren.
  2. Die Eier haben, endlich von allen Ämtern zurückzutreten
    und die Landeskirche Hannovers von seiner unfassbaren Inkompetenz zu befreien!

Wer von Euch das Bedürfnis verspüren sollte, das Gesülze von Landesbischof Ralf Meister zum Rücktritt von Frau Kurschus nachlesen zu wollen, hier sind seine Pressemitteilungen dazu:

Übrigens ist das Verhalten von Landesbischof Ralf Meister ein durchaus passender Einstieg, um sich den nächsten Aspekten beim Thema digitale Kirche zu nähern.

Denn bei der digitalen Kirche geht es zwar auch um Technik.
Vor allem jedoch geht es um viel grundsätzlichere Fragen!
Um Fragen, die den wichtigsten Bereich der digitalen Kirche, nämlich die Onlinekirche, betreffen.
Fragen, die somit immense Auswirkungen haben, auch auf die nicht-digitalen Ebenen der Kirche.

Werfen wir gemeinsam einen Blick darauf …

Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder lieber gleich weiterlesen …

Vorstellungen zur digitalen Kirche und Onlinekirche, die noch grundsätzlichere Fragen betreffen

Vorstellungen und Grundsatzfragen zu Digitale Kirche und Onlinekirche

Es gibt sehr viele Fragen rund um die digitale Kirche und noch mehr zur Onlinekirche. Dabei ist auffällig, dass es seitens der kirchlichen Institutionen zwei sehr konträre Einstellungen dazu gibt, wie Kirche in die digitale Welt passt.

Die diversen kirchlichen Institutionen haben sich inzwischen an ihre hausinternen kirchlich-digitalen Pioniere (m/w/d) erinnert.
An all jene, die sich auf Eigeninitiative hin mit der digitalen Welt beschäftigen. Oft schon seit vielen Jahren.
Und über lange Zeit dafür belächelt und für ein wenig „spleenig“ gehalten wurden. Bestenfalls.
Denn das war ja alles nur „unnötige“ Mehrarbeit und hatte ja mit „echter Gemeindearbeit nichts zu tun“.

Nun wurde inzwischen ja sehr offensichtlich, dass dieses vermeintlich „komische Hobby“ enorm wichtig ist, um im 21. Jahrhundert mit Menschen in Kontakt zu treten. Um ihnen Anknüpfungspunkte zu bieten. Und um die Verbindungen mit ihnen zu halten. Wichtig, um den Menschen ein konkreteres Bild zu vermitteln, was Kirche ist. (Oder sein sollte.) Um ihnen zu zeigen, wie Mitarbeiter*innen und andere Gemeindemitglieder ihren eigenen Glauben jeweils verstehen. Wie sie es schaffen, nach ihrem Glauben zu leben. Und wie sie damit umgehen, wenn sie daran scheitern. Und nicht zuletzt auch deshalb enorm wichtig ist, weil in der digitalen Welt ein direkterer Austausch über die verschiedensten Erwartungshaltungen und Lebensrealitäten so viel einfacher, direkter und ungefilterter stattfinden kann, als es im nicht-digitalen Alltag möglich ist.

Bis hierhin herrscht mittlerweile Einigkeit in den diversen kirchlichen Institutionen.
Und doch gibt es Unterschiede!

Da haben wir zum einen diejenigen der kirchlichen Institutionen, die der Erfahrung ihrer hausinternen kirchlich-digitalen Pioniere (m/w/d) vertrauen. Und die begreifen, dass es wichtig ist, auf sie zu hören, wenn diese erläutern, dass eine hierarchisch angelegte Kommunikation in der digitalen Welt noch unangebrachter ist, als in der nicht-digitalen Welt. Dass die Vermittlung von Wissen und Erfahrungswerten und das Teilen von Erlebnissen und Erkenntnisse gewünscht wird. Eine „Friss-oder-stirb-Rhetorik“ dabei absolut kontraproduktiv ist, weil die Menschen im Internet noch weniger dazu bereit sind, sich so etwas bieten zu lassen, als in der nicht-digitalen Welt.
Dass stattdessen ein Austausch in Form von Gesprächen, Diskussionen und aufrichtigem Streit eingefordert wird – in der digitalen Welt noch weitaus mehr als in der nicht-digitalen Welt. Und das der kostbare Kontakt seitens der Menschen ziemlich schnell abgebrochen wird (im Internet und darüber hinaus), wenn diese Selbstverständlichkeiten nicht berücksichtigt werden.
Schlicht und ergreifend, weil Menschen in der digitalen Welt flexibler, schneller und konsequenter reagieren, als sie es in der nicht digitalen Welt tun.

Und dann haben wir noch die anderen kirchlichen Institutionen. Diejenigen, die „es besser wissen“. Die in dieser Hinsicht taub auf beiden Ohren bleiben, egal wie sehr sich ihre hausinternen kirchlich-digitalen Pioniere (m/w/d) auch den Mund fusselig reden.



Niemand steht über dem Gesetz.
Im Internet steht zusätzlich auf Dauer auch niemand über den Gesetzen der digitalen Welt.

– Carmen Splitt, 10.01.2024

Diese Ignoranz gegenüber den Gesetzmäßigkeiten der digitalen Welt
ist für die digitale Kirche und besonders die Onlinekirche vor allem eins:
ein Riesenproblem!

In der nicht-digitalen Welt wird vieles vom kirchlichen Verhalten von den Menschen oft sehr, sehr, sehr, ja, wirklich – s e h r – lange , zähneknirschend hingenommen. Bis es absolut nicht mehr zu ertragen ist und schließlich der Kirchenaustritt erfolgt. (Wobei durch das kirchliche Verhalten in Konsequenz eben der Kirchenaustritt als einzig erkennbare Lösung für die Beendigung der Entmündigung und Hilflosigkeit gegenüber der maßlosen machtgierigen Gewalttätigkeit übrig bleibt.)

In der digitalen Welt ist die Geduld der Menschen definitiv schneller erschöpft!

Es wird sehr viel weniger hingenommen.
Erklärungen sind eine Selbstverständlichkeit. Wenn sie fehlen, dann werden sie eingefordert.
Sich hinterfragen zu lassen und Rede und Antwort zu stehen, gehört zum guten Ton. Der Umgang mit Kritik wird sehr genau beobachtet und entsprechend honoriert beziehungsweise abgestraft.
Leere Hüllen, die schön schillern, aber innen verfault sind, werden schneller erkannt und als solche gekennzeichnet. Wer durch das eigene Verhalten zeigt, dass sie/er unglaubwürdig ist, hat (auf lange Zeit oder für immer) verschissen. Und eins steht fest: Kirchliche Institutionen der verschiedensten Konfessionen bekleckern sich da nicht gerade mit Ruhm. Der Anspruch der Vorbildfunktion und die Realität klaffen da heftig auseinander.

„Niemand steht über dem Gesetz.
Im Internet steht zusätzlich auf Dauer auch niemand über den Gesetzen der digitalen Welt.

Wer das ignoriert, darf sich nicht wundern, wenn Kirchenaustritte stetig weiter zunehmen, Kirchenbänke immer häufiger leer bleiben und auch die digitalen kirchlichen Angebote nur mit mäßigem Interesse zur Kenntnis genommen werden.



Diejenigen, denen bewusst ist, dass es auf den Inhalt ankommt, sind diejenigen,
die die Chancen der digitalen Welt wahrnehmen und sie ergreifen können!

– Carmen Splitt, 10.01.2024

Von den Gesetzmäßigkeiten der digitalen Welt profitieren – so können digitale Kirche (und insbesondere die Onlinekirche) das schaffen!

Wie gesagt, es gibt zwei sich sehr entgegenstehende Grundeinstellungen dazu, wie kirchlichen Institutionen und Hauptamtlichen die digitale Kirche und Onlinekirche innerhalb der digitalen Welt verstehen. „Diejenigen, denen bewusst ist, dass es auf den Inhalt ankommt, sind diejenigen, die die Chancen der digitalen Welt wahrnehmen und sie ergreifen können!“

Für die anderen sehe ich da schwarz. Und es ist ein selbstverschuldetes Desaster. Denn in der nicht-digitalen Welt sind wir im kirchlichen Bereich ja leider schon lange in Formen erstarrt. Diese Formen, die so oft als viel wichtiger als alles andere angesehen werden. Überprüf das doch mal in Gedanken: Wie oft hast Du schon sinngemäß den Satz „die Form muss gewahrt bleiben“ um die Ohren geknallt bekommen, während es Dir um inhaltliche Fragen ging? Eben!

Und diese Formen aus gewalttätigen Strukturen sind für diejenigen, die in der Kirche in verantwortlicher Position sitzen, naturgemäß für sie selbst das wichtigste. Nicht der Inhalt, den die Formen doch eigentlich lediglich unterstützen sollten. Denn diesen „Amtsinhaber*innen“ ignorieren gerne, dass es um Inhalte zu gehen hat und nicht um sie und ihre persönlichen Befindlichkeiten.
Wie gesagt, für sie sehe ich schwarz. Sie sind in vielerlei Hinsicht durch ihre egoistische Starre nicht dazu in der Lage, sich in die digitale Welt einzufügen. Da steht ihnen ihre hohe Meinung von sich selbst im Weg. Sie setzen lieber weiter auf ihre starre Überzeugung, dass ihre persönliche Macht erhaltenswert sei.

Nun ist die digitale Welt aber nun einmal alles andere als starr!

Die digitale Welt ist deutlich schnelllebiger als die nicht-digitale Welt.
Und es sind beileibe nicht nur die Trends, die kommen und gehen. Nein, das betrifft alles in der digitalen Welt.

Es geht in der digitalen Welt auch immer mal wieder um tiefgreifende Anpassungen, die uns alle betreffen. Egal mit welchen Systemen und Plattformen wir auch arbeiten. Zu solchen Mega-Ereignissen kommt es nur alle Jubeljahre. Aber immerhin, sie kommen vor.
Ich erinnere da nur an die IP-Erweiterung von IPv4 auf IPv6-Standard. Die theoretische Auslastungsgrenze von 4,3 Milliarden Internetadressen unter der 32-stelligen IPv4-Zuordnung schien in den 1980er Jahren doch nach allgemeiner Ansicht völlig ausreichend zu sein. Niemand von uns konnte sich doch vorstellen, dass uns die Internetadressen schon 10 Jahre später anfangen würden zur Neige zu gehen. Nun ja, die Schnelligkeit des Internets wurde unterschätzt. Inzwischen gibt es die 128-stellige IPv6-Zuordnung. Auch wenn nun immer mehr smarte Dinge ebenfalls eine IP-Adresse brauchen,
wird die IPv6-Lösung wohl für unsere gute alte Erde ausreichen. Zumindest ist die allgemeine Einschätzung so. Momentan. Bis sich eventuell weitere gravierende Entwicklungen ergeben. Denn wie gesagt, die digitale Welt befindet sich permanent im Zustand der Veränderung.

Quasi an der Tagesordnung sind Veränderungen bei größeren Strukturen innerhalb der digitalen Welt,
wie zum Beispiel den Social-Media-Plattformen. Sie verändern sich stetig, entwickeln sich fortlaufend weiter.
Oder verschwinden für immer von der Bildfläche.

Auch in Sachen digitale Kirche und Onlinekirche ist es notwendig Formen aufzubiegen, um den Inhalt effektiver zu präsentieren. Es ist im Falle eines Falles übrigens immer besser, eine Form zu zerbrechen, um den Inhalt genießen zu können. Statt ihn in der starren Form verdorren zu lassen. Aber das nur nebenbei.

Nun, um in der digitalen Welt eine gute Präsenz zu haben, muss sich Kirche also dazu durchringen, ihre Form anzupassen, sie notfalls zu zerbrechen, um Anschluss zu finden und ihrerseits Anschluss bieten zu können.

Doch wie kann das gelingen?

Zuerst einmal: Ich finde, das ist ganz leicht zu schaffen. Und nein, ich scherze nicht!

Onlinekirche: Formwandelbarkeit durch die Erkennbarkeit des harten Kerns!

Ich finde das leicht, weil dabei einfach nur einem Grundprinzip des Lebens zu folgen ist: „Zuerst definieren, was am wichtigsten ist. Das dann pflegen, hüten und beschützen. Alles andere möglichst gut darum herum anordnen. Egal in welcher Form!“

Sehen wir uns das Prinzip anhand des Beispiels von Bäumen an.



Zuerst definieren, was am wichtigsten ist. Das dann pflegen, hüten und beschützen.
Alles andere möglichst gut darum herum anordnen. Egal in welcher Form!

– Carmen Splitt, 10.01.2024

Egal ob Nadelbaum oder Laubbaum. Ob Bonsai oder Mammutbaum. Von der Apfel-Säule bis zur Zirbelkiefer. Das wichtigste Ziel eines Baumes ist es, etwas zum Fortbestand der eigenen Art beizutragen. Den eigenen Samen tunlichst weit zu verbreiten und ihm einen möglichst guten Start ins Leben zu verschaffen. Ihre Strategien dafür sind verschieden. Die Samen und auch die Bäume an sich, sehen sehr unterschiedlich aus. Von Baumart zu Baumart. Und je nach Standort (ob Solitärbaum auf dem freien Feld oder sich zwischen Felsen hindurchzwängend oder in Gruppen im Garten stehend oder im Wald oder oder oder). Und dann unterscheiden sich Bäume natürlich auch von Individuum zu Individuum. Doch sie alle erkennen wir als Pflanze der Gattung Baum, samt Wurzeln, Stamm und Krone. Ihre äußere Form ist dabei nebensächlich. Die Bäume passen sich den Gegebenheiten an. Und ihnen allen geht es immer um das für sie wichtigste, ihren Samen.

Was ist also das Wichtigste für die Kirche?

Die Verkündigung des Glaubens an Jesus Christus und seine Lehren. Also die Verkündigung:

  • des Glaubens an Gott, der als Mensch geboren wurde, lebte, am Kreuz starb und wieder auferstand. Der versprach, dass diejenigen, die an ihn glauben, ihn (wieder)sehen werden. Und dass das spätestens am Tag des jüngsten Gerichts sein wird, wenn er kommt die Lebendigen und die Toten zu richten.
  • der Lehren von Jesus von Nazareth, die Gott in jedem Menschen verorten und daher das Doppelgebot der Liebe zum Zentrum haben. Die Nächstenliebe, Dankbarkeit und das Streben nach Wahrhaftigkeit als Fundament des Glaubens postulieren.
  • Hinzu kommen dann noch die (mehr oder weniger christlichen) konfessionellen Eigenarten.

Wie die Verkündigung des Glaubens aussieht, ist hingegen eine Frage der Form. Sie ist dem Inhalt untergeordnet und somit nebensächlich.

Die Form muss wiederum nicht zu allem und allen passen. Das wäre auch widersinnig.
Dennoch sind auch bei der Form – bei aller Nebensächlichkeit – dann doch zwei Dinge entscheidend,
damit eine Form ihren Zweck erfüllen kann:

  1. So wie alle Baumarten sich – je nach Umgebung – aus guten Gründen für eine bestimmte Form entscheiden,
    so ist die Form der Verkündigung ebenfalls auf die Umgebung abzustimmen.
  2. Die Form darf keine Mogelpackung sein.

Welch eine Überraschung (Ironie).
Wieder etwas, was für den nicht-digitalen Arbeitsalltag selbstverständlich ist (oder sein sollte) und auch für die digitale Welt gültig ist!

Dass zum Beispiel sonntägliche Gottesdienstbesucher*innen anders angesprochen werden, als Angehörige während eines Trauergesprächs im heimischen Umfeld, ergibt doch wohl Sinn, oder?

Die Art und Weise der Interaktion ergibt sich aus dem Kontext.

Ebenso macht es Sinn, die Nutzer*innen der verschiedenen Social-Media-Plattformen gemäß dem jeweiligen Kontext anzusprechen.

Und das die Form nichts verspricht, was gar nicht dazu vorgesehen ist, dass es eingehalten wird, sollte doch wohl auch selbstverständlich sein, oder? Wenn schon nicht aus moralischen Gründen, dann doch zumindest aus Gründen des Marketing!

Okay, bei der Kirche liegt da einiges im Argen.

Wenn zum Beispiel bei einem Konflikt zwischen einer Kirchengemeinde und dem Kirchenvorstand eine Gemeindeberatung als Hilfe gebucht wird.
Trotz der Zweifel der Gemeinde an der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit dieser (von der Landeskirche beauftragten und bezahlten!) so genannten „Gemeindeberater*innen. Und die Gemeinde dann feststellen muss, dass es sich bei der vermeintlichen „Gemeindeberatung“ auch noch mitnichten um eine solche handelt, sondern das erklärte Ziel der „Gemeindeberater*innen“ eine Unterstützung der amtierenden Kirchenvorstände gegen die ausdrücklich erklärten Wünsche der Gemeinde ist. Dann ist das eine Verarschung vor dem Herrn. Was zumindest in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers bekannt ist und von den Verantwortlichen niemanden groß juckt. (Vor gut 10 Jahren haben die von mir darauf angesprochenen „Gemeindeberater*innen“ schon bestätigt, dass ihre Bezeichnung eine bewusste Täuschung darstellt. Geändert hat sie sich seither natürlich trotzdem nicht. Es bleibt auch hier mal wieder bei der ach so bequemen liebgewonnenen Lüge.)
Oder wenn zum Beispiel solch eine Kleinigkeit wie die Verfassung einer Landeskirche geändert wird, ohne dass dazu flächendeckend intensive Diskussionen im Radio, Fernsehen, den Printmedien und den sozialen Medien geführt werden. Ohne das ausführliche Informationen dazu als Postsendung im Briefkasten landen. (Während Sendezeiten für Andachten und Gottesdienste genutzt werden. Und Spendenaufrufe ohne Probleme ihren Weg in die Briefzustellung finden.) Ohne dass dann im Anschluss an die ausführliche Auseinandersetzung mit den einzelnen Aspekten eine mehrstufige Abstimmung aller Kirchenglieder zu jeder einzelnen Paragraphen-Änderung erfolgt. (Während im Vorfeld von Kirchenvorstandswahlen erhebliche Ressourcen eingesetzt werden und hier „nur“ über Personen, nicht jedoch über die Auslegung von Glauben und Gewissensfragen entschieden wird.) Aber dennoch weiterhin betont wird, dass evangelische (Landes)Kirchen ja ach so transparent und demokratisch seien. Ja quasi Leuchttürme der Demokratie wären. Dann ist das ein Paradebeispiel dafür, wie stark Wunsch-Selbstbildnis und Realität in der Kirche auseinanderklaffen.

Hier dürfen sich digitale Kirche und Onlinekirche also keineswegs am bisherigen/aktuellen Verhalten der (Landes)Kirchen orientieren.
Ganz im Gegenteil.

Stattdessen kann und sollte, nein, müssen digitale Kirche und Onlinekirche vielmehr Vorreiter dafür sein, dass kirchliche Institutionen in absehbarer Zukunft vielleicht wieder eine moralische Vorbildfunktion einnehmen können. Das ist ein hartes Stück Arbeit, dass da zu tun ist. Und ob die Menschen jemals dazu bereit und fähig sein werden, die von der Kirche zur Schau gestellten Mogelpackungen dann später als korrigierte Fehlentwicklungen früherer Zeiten zu betrachten, das steht in Frage. Aber es ist wenigstens möglich. Und mehr als wünschenswert. Sowohl in moralischer Hinsicht. Als auch im Sinne der Eigenvermarktung. Im Sinne des Marketing für den Erhalt von kirchlichen Institutionen. Solange digitale Kirche und Onlinekirche die fatale Taktik der Mogelpackungen nicht ebenfalls anwenden, besteht dahingehend eine gewisse Hoffnung.

Wie aber wird vermieden, dass in der digitalen Kirche und Onlinekirche ebenfalls zu Mogelpackungen gegriffen wird?

Kurz und Knapp: Durch Ehrlichkeit, Deutlichkeit und Transparenz!

Noch bevor kirchliche Institutionen und Hauptamtliche in der digitalen Welt unterwegs sind, sollten sie daher die entscheidenden Fragen für sich selbst geklärt haben. Und im Anschluss die gefundenen Antworten aufrichtig und unmissverständlich kommunizieren.
Welche Position wird zu den verschiedensten Themen eingenommen? Welche Angebote werden gemacht? Welche Erwartungen gibt es? Und wozu besteht Bereitschaft? In welchen Bereichen sind Anpassungen der Form möglich? Welche Grenzen sollen dabei gelten?

Durch die kommunizierten Antworten können andere ihrerseits dann einschätzen, ob die jeweils dargebotene Form zu den eigenen Bedürfnissen passt. Oder eben nicht.

Was dabei keinesfalls passieren darf ist, dass die Form eine Mogelpackung ist.
Im schlimmsten Fall wird dann nämlich nicht nur die irreführende Form verabscheut,
sondern darüber hinaus auch der Inhalt, den die Form ja eigentlich schützen soll.

Das sind einige der Fragen, die vorab rund um die digitale Kirche und Onlinekirche geklärt werden sollten:

Vorstellungen zur Rollenverteilung und zum Rollenumfang in der digitalen Kirche

  • Geht es bei digitaler Kirche darum „dabei zu sein“?
  • Oder geht es darum mitgestalten zu wollen?
  • Wird der Anspruch erhoben, (mit)bestimmen zu wollen?
  • Wie steht es mit Hierarchien und Deutungshoheiten im Zusammenhang mit der digitalen Kirche?
  • Wer soll/kann/darf/ist „berechtigt“ dazu, an der digitalen Kirche teilzuhaben?
  • Wie steht es mit der Art und dem Umfang des jeweiligen Mitwirkens und der jeweiligen Beteiligungen an der digitalen Kirche?
  • Zählen Christ*innen und ihr normale Alltagsleben wenigstens etwas im digitalen Raum? Oder sind sie – wie in der nicht-digitalen Welt – auch hier wieder nur etwas wert, wenn sie innerhalb von kirchlich vorgegeben Rahmen „organisiert-ehrenamtlich“ präsent sind?
  • Gilt auch im digitalen Raum das Prinzip des elitären Clubs samt Türvorsteher*innen?

Auffassungen zur Zielsetzung bei der Nutzung der digitalen Kirche

  • Stehen Verwaltungstätigkeiten im Fokus?
  • Sind die Gemeindevergrößerung und die Gemeindeaktivierung das Ziel?
  • Geht es um die Verkündigung?
  • Oder geht es um Kommunikation im Allgemeinen, die auch die Verkündigung umfassen kann, aber nicht der ausschließliche Inhalt der Kommunikation ist?
  • Ist es eine Mischung aus all dem?

Vorstellungen zur Verantwortlichkeit und zur Arbeitsaufteilung bei der Gestaltung des eigenen Bereichs innerhalb der digitalen Kirche

  • Wie sind die Verantwortlichkeiten aufgeteilt?
  • Wer ist für welche Arbeiten zuständig?
  • Vorgaben abwarten oder selbständig aktiv werden?

Nun zu den Chancen und Risiken der digitalen Kirche und Onlinekirche.

Hoch zum Inhaltsverzeichnis oder lieber gleich weiterlesen …

Chancen und Risiken
von digitaler Kirche und Onlinekirche

Chancen und Risiken von digitaler Kirche und Onlinekirche - eine Einschätzung von Carmen Splitt

Ganz ehrlich: Digitale Kirche bringt Risiken mit sich.
Sogar eine Menge Risiken.

Die größte Gefahr besteht darin, dass all das Unschöne – das seit langem zum massiven Mitgliederschwund in den Landeskirchen führt – sich jetzt auch noch in der digitalen Welt breitmacht.

Dass auf das Thema digitale Kirche seitens einer nicht unerheblichen Zahl von Hauptamtlichen und organisierten Ehrenamtlichen mit großer Angst und Ablehnung bis hin zur Blockade reagiert wird, kommt nun einmal nicht von ungefähr.

Es zeichnet sich vor allem die Tendenz ab, dass die gewalttätigen innerkirchlichen Strukturen, dass all die schlimmen Fehler im Umgang miteinander, nach wie vor nicht angegangen, sondern nun auch noch in der digitalen Welt weiter zementiert werden!

Darum ist es für viele in der Kirche arbeitende Menschen in Konsequenz leider so, dass die digitale Kirche schlichtweg nur noch eine weitere Baustelle darstellt, die noch mehr Zusatzarbeiten mit sich bringt.

Und digitale Kirche wird eben auch als zusätzliche Versteckmöglichkeit für die Verantwortlichen der Landeskirchen identifiziert. Einem weiteren Versteck für Vorgesetzte, damit sich diese wie gehabt mit den vorhanden Problemen nicht auseinandersetzen, sondern diese kleinreden, verneinen und von ihnen ablenken können.

Deswegen sehen viele hauptamtlich Mitarbeitende auch in der digitalen Kirche eben nur noch eine weitere Richtung, aus der kircheninterner Druck aufgebaut und Angst geschürt wird.

  • Die Folgen sind:
    • Ablehnung und „Totalverweigerung“ von digitaler Kirche und Onlinekirche
    • ein als kälter empfundenes Arbeitsumfeld
    • Verlust der Fähigkeit in der eigenen Arbeit einen (tieferen) Sinn zu sehen
    • wachsende Ängste und Sorgen
    • Gefahr von häufigeren Erkrankungen
    • Gefahr von Burnout
    • Gefahr von Depressionen
    • wachsende Distanz zu anderen Hauptamtlichen
    • wachsende Distanz zu anderen Ehrenamtlichen
    • wachsende Distanz zu anderen Gliedern der Kirchengemeinde
    • wachsende innere Distanz zur Kirche
      • als Arbeitgeberin
      • als Wegweiserin für das eigene Leben

Probleme die kleingeredet oder gar verneint werden, verschwinden eben nicht.
Gerade dann, wenn sie ignoriert oder gar vertuscht werden, haben sie die Angewohnheit zu wachsen und zu wachsen und zu wachsen!

Doch in all dem steckt auch eine große Chance!

Je nach dem, wie digitale Kirche gehandhabt wird, kann sie auch zu einer deutlichen Arbeitsentlastung führen. Vieles aus der täglichen Arbeitsroutine benötigt nicht zwingend ein persönliches Treffen. Dinge die sich kaum ändern, können auch durch Dokumente und Aufnahmen vermittelt werden, die einmalig erstellt und dann zentral zur Verfügung gestellt werden. Vom Infoblatt zu Gottesdienstabläufen über die Vorstellung von Gemeindegruppen bis hin zur Konfirmandenarbeit – die Möglichkeiten sind enorm. Auch die Terminabsprache und Terminvergabe kann durch Digitalisierung deutlich vereinfacht werden. Der kreative und/administrative Austausch kann sich signifikant reibungsloser gestalten. Nachfragen und Missverständnisse können reduziert werden. Die Planung, Organisation, Durchführung und Dokumentation kann deutlich vereinfacht werden.

Besonders hervorzuheben sind die beiden wichtigen Bereiche Verkündigung und Akquisition!

Die Verkündigung in der digitalen Kirche und Onlinekirche erreicht ein breiteres Spektrum an Menschen. Sie ist für den Kontakt mit treuen Kirchgänger*innen ebenso geeignet, wie für sporadische Gottesdienstbesucher*innen zu besonderen Anlässen. Und sie kann auch kirchenferne Menschen erreichen. Selbst Agnostiker*innen und Atheist*innen können so damit in Berührung kommen.

Je nach Ausgestaltung der digitalen Kirche und Onlinekirche führt dann eins zum anderen. Kontakt führt zu Interaktion und Austausch. Der Weg zur Beteiligung ist dann nur noch kurz und relativ schnell gegangen.

Insbesondere bei denjenigen, die zumindest lockere Verbindung zur Kirche halten, ist dies erfolgversprechend. Doch auch für kirchenferne Menschen ist es geeignet.

So können über digitale Kirche und Onlinekirche sowohl offene als auch persönlichere direkte Anfragen gestartet werden. Es kann zur Beteiligung aufgefordert und um Unterstützung gebeten werden. Idealerweise wird hier mit Aufforderungen zur Beteiligung und Unterstützung für einzelne, zeitlich begrenzte Projekte begonnen. Auf diese Weise können sich Menschen unverbindlich einbringen, ihr Engagement bei Gefallen schrittweise steigern und selbst bestimmen, wie eng die Verbindung zur Kirche schlussendlich werden soll.

Der Einstieg über digitale Kirche und Onlinekirche ist unverbindlicher und damit für viele Menschen deutlich einfacher, als sich zu überwinden in der nicht-digitalen Welt einen Kontakt herzustellen und auszubauen.

Digitale Kirche und Onlinekirche können also auf verschiedenen Wegen dazu führen, dass auch die Kirchengemeinde im Ort auf nicht-digitaler Ebene bekannter wird, mehr genutzt wird, Zulauf erhält und im wahrsten Sinne des Wortes dadurch „die Kirche im Dorf bleibt“!

Ergo:

Digitale Kirche und Onlinekirche bringen Risiken mit sich.
Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass die Vorteile überwiegen!

Ich gehe davon aus, dass Du das ebenso siehst. Darum nenne ich Dir nun noch einige Punkte, die Du bei der Einrichtung und dem Aufbau von digitaler Kirche und Onlinekirche in den Blick nehmen solltest:

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Digitalisierung der Kirche

Was bei digitaler Kirche und Onlinekirche zu beachten ist

Verortung der digitalen Kirche

  • Feste Standorte:
    • Kirchenbüro/Gemeindesekretariat
    • Arbeitszimmer im Pfarrhaus
    • Gemeindehaus
      • Betriebsräume im Gemeindehaus
      • Aufenthaltsräume im Gemeindehaus
    • Kirche
    • Kirchengelände
    • Friedhofskapelle
    • Friedhofsgelände
    • sonstige Gebäude (Kindergarten, Seniorenstift, Krankenhaus, …)
    • Gelände der sonstigen Gebäude
  • Semi-flexible und flexible Standorte:
    • Fuhrpark
      • Ladestationen, Abrechnungs-App Buchhaltung, Navigations-Apps, …
    • Mobile Arbeit, Pastor*in / Pfarrer*in
    • Mobile Arbeit, Gemeindesekretariat
    • Mobile Arbeit, Küster*in
    • Mobile Arbeit, Diakon*in
    • Mobile Arbeit, Kirchenvorstandsmitglied
    • Mobile Arbeit, Teamer*in
    • Mobile Arbeit, Gruppenleitung
    • Temporäre oder dauerhafte Zusammenarbeit mit externen Dienstleister*innen und Handwerker*innen

Individuelle Gründe für digitale Kirche und Onlinekirche

  • Der Wunsch nach:
    • Workflow-Verbesserung
    • Arbeitserleichterung
    • Standardisierung
    • Modernisieung
    • Erreichbarkeit
    • Stabilität
    • Flexibilität

Allgemeine Intentionen bei der Einführung
und dem Ausbau von digitaler Kirche und Onlinekirche

  • Inklusion von Menschen, die sonst ausgeschlossen sind
    • Schichtdienst
    • Pflege von Angehörigen
    • fehlende Kinderbetreuung
    • eigene Krankheit
    • in Trauer
    • Scham aufgrund von Armut
    • Hindernis durch Zeitmangel/große Entfernung
    • Wunsch niemandem zu begegnen
  • Transparenz und Öffentlichkeit
    • Was machen die da eigentlich?
    • Wer macht da was und aus welchen Gründen?
    • Jede*r darf alles über jedwede Vorgänge erfahren, die nicht der Geheimhaltung unterliegen
    • Alles kann von allen nachvollzogen und kontrolliert werden
  • Beteiligung
    • Wer möchte, kann sich einbringen
      • Ideen
      • eigene Beiträge
      • Anfragen
      • Lob und Kritik
  • Kommunikation nach innen und außen, Verkündigung
    • Gottesdienstplanung
    • Besuchsplanung
    • Predigt, Andacht
    • Gebete
    • Grußworte
  • Kommunikation nach innen und außen, allgemein
    • Termine
    • Absprache
    • Koordination
    • Austausch
    • Kreativität
    • Planung
    • Organisation
    • Dokumentation
    • Archivierung
  • Bedienung/Kontrolle von Smart Things
    • Heizung
    • Kühlschrank
    • Geläut
    • Lichtanlagen
    • Wassersprinkler

Formatvielfalt und Anwendungsbeispiele für digitale Kirche und Onlinekirche

  • Über die Gemeinde hinausgehend I
    • Ökumene
    • Kirchentag digital
    • Bibelsprüche via App
  • Über die Gemeinde hinausgehend II
    • Ausbildung
    • Fortbildung
    • Austausch unter Kolleg*innen
  • Innerhalb der Gemeinde I
    • Austausch mit Gemeindegliedern und Kirchenfernen
    • Gemeindeversammlung
    • Öffentliche Teile der Kirchenvorstandssitzung
    • Treffen der Gemeindebriefredaktion
    • Gemeindegruppentreffen
  • Innerhalb der Gemeinde II
    • Gemeindegottesdienst
    • Trauung, Taufe, Konfirmation, Jubiläen, Gemeindefeste, Bestattung
    • Segen erteilen/empfangen
    • Beistand in Krankheit und sonstigem Leid
    • Besuchsdienst hybrid und/oder virtuell
    • Tutorials (Konfirmandenunterricht, FAQ Taufe, Bibel erklärt, …)
  • Nach Häufigkeit
    • Einmalige Veranstaltungen
    • Sporadische Projekte
    • Veranstaltungs-Serien, einmalige Auflagen
    • Veranstaltungs-Serien, von Dauer
  • Nach Zielsetzung
    • Als Gastgeber*in
    • Zu Gast sein
    • Austausch mit Nicht-Christ*innen
    • Austausch mit Christ*innen anderer Konfessionen
    • Eigene Gemeinde
    • Ferne Gemeinden
    • Verkündigung/Lehre/Unterweisung/Vorleben
    • Beteiligung
    • Interaktion

Digitale Kommunikationskanäle

  • Digitale Kommunikationskanäle, überwiegend in eigener Hand
    • Schaukasten
    • Gemeindebriefe
    • Website
    • Newsletter
    • Podcast und Hörbuch
    • Broadcast
  • Digitale Kommunikationskanäle, ausgewogene Mitbestimmung
    • Pushnachricht
    • Messenger-Dienste
    • Chat
  • Digitale Kommunikationskanäle überwiegend in fremder Hand
    • Social Media-Kanäle
    • Cloud-Dienste
    • Radio und TV
    • Kircheneigene Apps

Festzulegende Standards für die Teilnahme an digitaler Kirche

  • Nach Umfang und Zuständigkeit
    • Entscheidungsbefugnisse
    • Datensicherheit
    • Wartung und Support
    • Kontrolle Regeleinhaltung (Datenschutz, Branding, …)
  • Hardware- und Software-Entscheidungen
    • Open Source oder Proprietär
    • Betriebssystem
    • Gerätewahl
    • Hosting-Anbieter*innen
    • Internetanbieter*in

So, Du hast nun eine gute Vorstellung davon, was digitale Kirche und Onlinekirche alles so umfasst. Du weißt nun, welche Risiken und Chancen beides mit sich bringt. Wenn Du das Thema aktiv angehen möchtest, dann habe ich hier noch einiges, was Dich interessieren dürfte:

Nachlese: Digitale Kirche und Onlinekirche – Ideen und Praxistipps, technische Tools und Marketing

Rund um das Thema „Digitale Kirche“ kannst Du aktuell unter diesen Angeboten von mir auswählen:

Onlinekurse

  • Folgen in Kürze

Webinare und Workshops

  • Wieso machst Du denn Werbung für Cyber-Kriminelle? (Webinar)
  • Das kleine 1 x 1 der Cyber-Sicherheit für Kirchengemeinden (Webinar)
  • Das kleine 1 x 1 der Cyber-Resilienz für Kirchengemeinden (Webinar)
  • Ehrenamtliche im Einsatz: Die Sicherheitsrelevanz des Onboarding! (Webinar)

Artikelreihe und Blogbeiträge